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Bloß nicht von der Stange

Der Aufpreis wird gerne gezahlt - Beispiele für erfolgreiche Personalisierung.
Frank Schneider | 30.05.2017
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Es ist mehr als 40 Jahre her, dass der Fastfood-Riese Burger King die „Have it your way“- Kampagne an den Start gebracht hat. Der Gedanke dahinter: Statt wie bei der Konkurrenz vorgefertigte Burger auszuwählen, konnten Kunden selbst entscheiden, welche Zutaten zwischen die Brötchenhälften gestapelt wurden.

Das Verlangen der Konsumenten nach „eigenen“ Produkten erstreckt sich jedoch nicht nur aufs Essen, sondern macht mittlerweile vor fast keiner Branche mehr Halt. Begünstigt wird dieser Trend durch das Internet. Denn mit Hilfe von online geschalteten Produkt-Konfiguratoren muss der Kunde nicht länger einem Mitarbeiter gegenüberstehen, um seine Wünsche an ein Unternehmen zu übermitteln. Stattdessen wird die Bestellung auf der Website individuell gestaltet und abgeschickt.

Der Aufpreis wird gerne gezahlt

Dass solche Produkte deutlich mehr kosten als die Standardausführung, scheint die Kunden in keinster Weise abzuschrecken. Das gilt selbst dann, wenn die Personalisierung erst so spät im Produktionsprozess von Statten geht, dass sie auf das eigentliche Produkt keinen Einfluss hat.

Augenscheinlich wird das am Beispiel Coca-Cola. Der Getränkehersteller versah vor einiger Zeit Flaschen und Dosen mit den gängigsten Vornamen. Zudem gab es die Möglichkeit, im Internet Ausführungen mit Namen zu bestellen, die es noch nicht gab. Am Softdrink selbst gab es dabei selbstverständlich keinerlei Veränderungen, wären sie doch gemäß der Firmenphilosophie ein Sakrileg.

Obwohl also das identische Produkt in der personalisierten Dose mehr als doppelt so viel kostete, stiegen die Verkaufszahlen von Coca-Cola in den USA während des Aktionszeitraums um 2,5%. Die individuelle Gestaltung allein der Verpackung ist dem Verbraucher also schon sehr viel Geld wert.

Emotionale Bindung ans Unternehmen

Es gibt mehrere Gründe dafür, dass Kunden für personalisierte Artikel tiefer in die Tasche greifen. Der wichtigste ist der Wunsch nach Individualität und danach, aus der Masse herauszustechen. Der wird zwar mit solchen Dosen nur bedingt erfüllt, mit anderen Produkten dafür umso mehr.

So wird auch das Angebot von Adidas, sich einen ganz individuellen Sportschuh zu gestalten, sehr gut angenommen. Solche selbst entworfenen Sneaker scheinen bei vielen nicht nur für mehr Motivation, sondern auch für mehr Stolz beim Joggen zu sorgen.

Durch personalisierte Produkte werden die Kunden also auch auf einer emotionalen Ebene angesprochen – und das gilt vom komplett selbst designten Artikel bis hin zur individuellen Verpackung für alle. Dadurch wird auch die Bindung ans Unternehmen auf diese emotionale Ebene gelenkt, was sie deutlich stärker macht. Mit solchen Produkten gelingt es also leichter, Stammkunden für die Zukunft zu gewinnen.

Beispiele für erfolgreiche Personalisierung

Wie oben bereits kurz angesprochen: Die Nachfrage nach individuellen Produkten zieht sich durch die verschiedensten Branchen. Auch das Standing eines Unternehmens spielt dabei keine Rolle: Etablierte Marktriesen setzen genauso auf diesen Effekt wie kleine Start-Ups, deren komplettes Geschäftsmodell auf selbst zusammenstellbaren Produkten fußt.
Im Folgenden einige Beispiele für Firmen, die sich den Personalisierungstrend zu Nutze gemacht haben:

Adidas
Das Traditionsunternehmen aus Herzogenaurach dürfte ohnehin schon genug Umsatz machen – kein Grund, nicht auf den Personalisierungszug aufzuspringen! Mit dem Sportschuh zum selbst designen will die Marke mit den drei Streifen Kunden noch enger an sich binden.

Vertbaudet
Babykleidung hat einen großen Nachteil: Das Kind wächst sehr schnell heraus. Oft landen Strampler & Co. dann auf eBay oder bei Freunden. Sind sie allerdings mit dem Namen des Babys bestickt, bewahrt man sie gerne als tolle Erinnerung auf.

Nutella
Name, Lieblingsfarbe, Hobbys – aus diesen Informationen gestaltet Nutella ein individuelles Etikett, das der beliebten Frühstückscreme eine persönliche Note verleiht. So macht der Start in den Tag noch mehr Spaß!

Nivea
Die typische blaue Dose kennt so ziemlich jeder. Dass sie sich nun mit Fotomotiven bedrucken lässt, scheint bei den Kunden bestens anzukommen. Trotz des im Vergleich zur normalen Dose sehr hihen Preises findet die personalisierte Variante reißenden Absatz.

MyMuesli
Nie mehr darüber ärgern, dass im Müsli zu wenig von der Lieblingszutat enthalten ist – das verspricht MyMuesli. Hier kann man sich seine ganz eigene Beeren-Nuss-Mischung zusammenstellen und sein Frühstück genau auf den persönlichen Geschmack abstimmen.


Bildquelle: Billion Photos / shutterstock

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Über Frank Schneider

Als Diplom-Betriebswirt (FH) habe ich mich auf die betriebswirtschaftlichen Funktionsbereiche Marketing, Personal und Controlling spezialisiert