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Zoom-Fatigue – Nein danke

Gründe für die digitale Ermüdung und fünf Maßnahmen, diese zu vermeiden.
Gabriele Braun | 10.02.2021
© Gabriele Braun
 

Die Nutzung von Homeoffice ist ein zentraler Baustein in Deutschland im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Der neue Bund-Länder-Beschluss vom 19. Januar 2021 sieht deshalb vor, dass Unternehmen das Arbeiten im Homeoffice ermöglichen. Laut ZEW wollen Unternehmen auch nach der Krise am Homeoffice festhalten.

Mit der Zunahme des Homeoffice hat auch die Zahl der Videokonferenzen in den letzten Monaten enorm zugenommen. Online-Meetings haben viele Vorteile. Trotz räumlicher Distanz kann mithilfe von virtuellen Meetings Kommunikation stattfinden. Allerdings hat sich mittlerweile eine Müdigkeit oder gar Erschöpfung bei den Videokonferenzen eingestellt, das sogenannte „Zoom-Fatigue“.

„Zoom-Fatigue“ beschreibt die Müdigkeit oder gar Erschöpfung, die sich nach zahlreichen virtuellen Meetings Woche für Woche einstellt – eine Arbeitswirklichkeit, die angesichts der Corona-Krise für viele Beschäftigte seit nunmehr einem Jahr zum beruflichen Alltag gehört.

Das Institut für Beschäftigung und Employability IBE an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft in Ludwigshafen hat sich mit diesen Phänomenen beschäftigt. Bereits im September 2020 wurde eine Befragung durchgeführt. Im Dezember erfolgte die zweite mit 330 Geschäftsführer/-innen, Führungskräfte, Personalleiter/-innen, Personal-Fachleute, Betriebs- und Personalräte sowie HR-Experten/-innen. Untersucht wurden:

  • Anzahl der virtuellen Meetings,
  • durchschnittliche Dauer der virtuellen Meetings,
  • Entwicklung von Zoom-Fatigue seit September 2020,
  • Sichtbarkeit von Zoom-Fatigue,
  • Belastungsfaktoren und -treiber von Zoom-Fatigue,
  • Handlungsmöglichkeiten im Zusammenhang mit Zoom-Fatigue.

 

Die Untersuchung zeigt: Obwohl fast drei Viertel der Befragten angibt, häufiger in virtuellen Meetings zu sein, ist kein nennenswerter Anstieg in der Personengruppe, die Zoom-Fatigue spürt, festzustellen.

Die Befragten, die Zoom-Fatigue spüren, nehmen jedoch eine Erhöhung des Erschöpfungszustandes wahr. Diese Entwicklung ist dabei nicht unbedingt mit einer Steigerung der Häufigkeit der Zoom-Fatigue verbunden. Das lässt die These zu, dass nicht die Anzahl der virtuellen Meetings entscheidend sein muss. Die Gestaltung des Meetings selbst kann auch zu einer Erhöhung des Belastungszustandes führen.

Die zentralen Merkmale von Zoom-Fatigue werden vor allem in der „Reduktion von Konzentration“, „Ungeduld“, „Genervt sein“ sichtbar. Dies hat sich in den letzten Monaten und im weiteren Verlauf der Corona-Krise kaum geändert.

Die Vergleichsdaten aus September 2020 und Dezember 2020 zeigen, dass Lerneffekte zu beobachten sind. Zum einen werden organisatorische Maßnahmen ergriffen, um die Zoom-Fatigue zu begrenzen. Zum anderen gewöhnen sich die Beschäftigten zunehmend an diese Form der Kommunikation und Zusammenarbeit. Zum dritten werden die technischen Rahmenbedingungen ausgebaut bzw. professionalisiert, was ebenfalls zu einer Abnahme der Belastungen führt.

 

Gründe für die digitale Ermüdung

Keine Möglichkeiten zu haben, non-verbale Hinweise zu erfassen, erhöhte Konzentration aufgrund schlechter Tonqualität und kein Small Talk mit den Kollegen sind die Hauptgründe für die erhöhte Belastung der Befragten. Weitere Beschwerden sind die auftretenden Zeitverzögerungen sowie die schlechtere Wahrnehmung von Mimik und Gestik der anderen.

Trotz der technischen und organisatorischen Fortschritte steigt die Zoom-Müdigkeit durch fehlendes Netzwerken und mangelnde Möglichkeiten des Small Talks. Selbst wenn Beschäftigte sich an virtuelle Meetings gewöhnen, verlieren diese Belastungsfaktoren nicht an Bedeutung.

Fünf Maßnahmen gegen Zoom-Fatigue

Im Vordergrund für eine Reduzierung der Zoom-Fatigue stehen Maßnahmen, die wir auch von erfolgreichen Live-Events kennen. Anbei fünf Tipps:

  • Die Begrenzung der Meeting-Dauer - Wie bei einem Offline-Meeting ist eine klare Struktur das A und O.
  • Pausen in und zwischen den virtuellen Meetings werden als besonders wirkungsvoll gesehen.
  • Eine humorvolle Moderation kommt auch online gut an.
  • Ebenso eine Moderation, die alle Teilnehmer mit einbezieht.
  • Auch Tools mit einem Together Mode, die den Eindruck vermitteln, man würde gemeinsam in einem Raum sitzen, erhalten Zustimmung.

 

Technische Maßnahmen stehen eher im Hintergrund. Dennoch lässt sich eine Bedeutungszunahme beobachten. Es ist davon auszugehen, dass mehr und mehr Beschäftigte die technischen Möglichkeiten nun kennen und auch erste Erfahrungen gesammelt haben. Darüber hinaus werden auch die Tools immer ausgereifter.

 

 

Quellen:

Jutta Rump & Marc Brandt: Zoom-Fatique. - Eine Studie des Instituts für Beschäftigung und Employability IBE an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft in Ludwigshafen

https://www.ibe-ludwigshafen.de/wp-content/uploads/2020/09/IBE-Studie-Zoom-Fatigue.pdf

Pressemeldung des ZEW: Unternehmen wollen auch nach der Krise an Homeoffice festhalten
https://www.marketing-boerse.de/news/details/2032-unternehmen-wollen-auch-nach-der-krise-an-homeoffice-festhalten/169801

 

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Über Gabriele Braun

Gabriele Braun ist Geschäftsführerin des Dienstleisterverzeichnisses marketing-BÖRSE GmbH.