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Kudo-Box – oder die Kultur des öffentlichen Lobens

Häufig ist die Rede von Fehlerkultur. Ein unbestritten wichtiges Thema! Doch was ist mit Lobkultur? Hier kann das Zauberwort Kudo-Box sein.
Gerdt Fehrle | 11.03.2021
kudo-box © prospero-pr.de
 

Bei uns in der Agentur ist es ein einfacher Schuber aus jadegrünem, festen Pappkarton. Kudo-Box steht auf dem Etiketten-Schildchen der Schublade. Was so schlicht daherkommt, ist ein Motivations-Turbo, mit dem weder Firmenwagen noch Gehalts-Boni mithalten können.

‚Nix g’sagt …‘ oder: Fehlerkultur – Lobkultur?

Klar. Wir alle reden von Fehlerkultur. Davon, dass wir aus unseren Niederlagen lernen. Und deshalb auch nur Unternehmen weiterkommen, die eine solche Kultur des ‚Fehler-machen-dürfens‘ pflegen. Das ist auch richtig. Was aber zur Fehlerkultur unbedingt mit dazugehört, ist eine Lobkultur.

‚Nix g’sagt isch g‘nug g‘lobt‘ – diesen fatalen Spruch, der mal wieder den pietistischen Schwaben untergeschoben wird, kennen die meisten von uns. Und die Frage ist berechtigt: Wer kann sich denn auch schon daran erinnern, zum Chef ins Büro gerufen worden zu sein, nur um sich ein fettes: ‚Sie machen hier eine richtig tolle Arbeit‘ abzuholen? Oder eine Anerkennung zu hören bekam – und zwar vor dem gesamten Team?

Die Kudo-Box

Ein Mangel an Lobkultur ist in den meisten Firmen nicht einmal Böswilligkeit. Der Alltag, die Termine, Telefonate hier, Videokonferenzen dort – all diese hektischen Aktivitäten lassen uns oft schlicht vergessen, an die großen und kleinen Leistungen unserer Kolleginnen, Teammitglieder, Dienstleister oder auch Vorgesetzten zu denken. Dabei kann es so einfach sein: Installieren Sie eine Kudo-Box.

Die Kudo-Box kann eine alte Schuhschachtel sein, eine Schublade, oder – wie in unserem Fall – eine schlichte, aber formschöne Schachtel aus Pappkarton. Wichtig sind lediglich drei Dinge: Alle im Unternehmen sollten wissen, dass es die Kudo-Box gibt. Alle sollten wissen, wie sie funktioniert. Und alle sollten sich eingeladen fühlen, sie in Anspruch zu nehmen. Und zwar wirklich alle.

Weihnachten und Ostern zugleich

Das Prinzip ist ganz einfach: Es sind alle im Unternehmen eigeladen und berechtigt, einen Zettel zu beschriften und diesen in die Kudo-Box zu legen. Einzige Spielregel: Es darf nur ehrlich gemeint Positives auf der Notiz stehen, sowie zwei Namen. Nämlich erstens der Adressat des Lobs, also der zu Lobende. Und derjenige bzw. diejenige, die lobt. Das war’s.

Der Clou an der Kudo-Box ist dann die öffentliche ‚Ziehung‘ der Lobe. Ähnlich wie beim Lotto reichen wir bei Prospero zum Beispiel die Box bei unserem Weekly herum. Wer will, darf reingreifen und vorlesen. Hört sich einfach an, ist es auch. Der Effekt aber ist nicht zu unterschätzen. Jede Menge leuchtende Augen und ein Team-Spirit, der durch nichts anderes so zu erzeugen ist.

Wichtig

Keine materielle Anerkennung erreicht eine Wirkung wie die des öffentlichen Lobs in der Runde. Unabdingbar ist allerdings eine bestimmte Firmenkultur. Zu ihren Grundwerten sollten Ehrlichkeit, Authentizität und Geduld gehören. Denn vor allem bei Einführung der Kudo-Box tun sich manche Teammitglieder schwer, zu loben oder Lob anzunehmen.

Und: Kudo macht süchtig. Denn Lob ist nicht das i-Tüpfelchen für gute Laune. Lob ist essenziell für eine echte Work-Life-Balance. Und für einen außergewöhnlichen Job. Die gute Nachricht: Zu loben kann man sich angewöhnen. Probieren Sie’s aus!

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Über Gerdt Fehrle

Gründer und GF Prospero, Germanist und Philosoph (MA), Texter, Konzeptioner und Visionär. Vorstand der Lup-Stiftung. Verleger und Business-Coach.