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Gendern oder: die Hölle des Gleichen?

In Fachartikeln, Meldungen und Social-Media-Posts sollte eine gendergerechte Sprache selbstverständlich sein. Gleichberechtigte Bezahlung auch!
Gerdt Fehrle | 14.05.2021
gendern © unsplash.com
 

Am Thema Gendern scheiden sich die Geister. Salopp gesagt, ist die eine Hälfte dafür, die andere dagegen. Allerdings scheinen die Befürworter der Gendersternchen, Bindestriche und Binnen-Is lautstark auf dem Vormarsch zu sein. Beim Thema Finanz-Gendern herrscht nicht so viel Lärm.

Es wird gegendert in den Kommunikationsabteilungen landauf, landab. Gut so! Denn Sprache trägt dazu bei, stereotype Rollenbilder aufzuheben. Denn Sprache trägt dazu bei, Bewusstsein zu bilden. Mehr noch: Sprache bildet Welt ab und schafft zugleich Welt. Auch die Sprache in Fachartikeln, Werbeanzeigen oder Social-Media-Posts als Teil des gesamtgesellschaftlichen Raunens.

 

Perspektive wechseln

Und gerade deshalb lohnt sich beim Thema ‚Gendern‘ ein Innehalten und Nachdenken. Ein kurzer Perspektivwechsel sozusagen. In seinem kleinen Buch ‚Agonie des Eros‘ spricht der koreanische Philosoph Byung Chul Han von ‚… der Hölle des Gleichen …‘ – wohl in Anlehnung an Arthur Rimbauds Ausspruch ‚L‘enfer sont les autres‘ – die Hölle sind die Anderen.

Byung Chul Han macht in dieser kleinen Schrift die Erosion des ‚Anderen‘ verantwortlich für das Verschwinden der Liebe und des Eros. Nun gut, könnte man sagen. Was hat das jetzt mit Unternehmenskommunikation zu tun? Sollen sie doch erodieren, die Liebe und der Eros, solange die Umsätze stimmen.

 

Gendern – aber nicht beim Gehalt?

Respekt vor dem Anderen heißt unter Umständen ja auch Respekt vor seiner oder ihrer Andersartigkeit. Frauen sind keine Männer. Männer sind keine Frauen. Warum sollte das nicht auch in der Sprache zum Ausdruck kommen? Nach dem Motto ‚Unterschiede benennen, wo Unterschiede sind‘. Und Unterscheidungen da beseitigen, wo sie nicht hingehören. Bei der unterschiedlichen Bezahlung von gleicher Leistung etwa. Mich als an den gesellschaftlichen Prozessen interessierter Kommunikationsfachmann und Unternehmer wundert es immer wieder, dass wir zuletzt deutlich weniger vom Gendern bei den Finanzen hören, als vom Gendern in Texten.

 

Also

Also achte ich als PRler und Texter beim Sprechen und beim Schreiben selbstverständlich darauf, respektvoll und wertschätzend zu kommunizieren. Ich verwende einschließende Formulierungen, Bindestriche und vermeide das ohnehin unschöne Wort ‚man‘. Und mein Team macht das ebenso. Die ‚Andersartigkeit‘ von Männern, Frauen und den anderen stellen wir damit gar nicht in Abrede. Zugleich sorge ich als Unternehmer dafür, dass in meinem Unternehmen gerecht und geschlechtsneutral entlohnt wird. Die Gleichheit von allen, von Frauen, von Männern und den Anderen stelle ich deshalb keineswegs in Abrede.

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Über Gerdt Fehrle

Gründer und GF Prospero, Germanist und Philosoph (MA), Texter, Konzeptioner und Visionär. Vorstand der Lup-Stiftung. Verleger und Business-Coach.