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Gendergerechte Sprache umsetzen

Elektronische Style Guides machen es möglich. Wie startet eine Marketingabteilung ins gendergerechte Schreiben? Ohne Unterstützung geht es nicht!
Hannah Kaufhold | 12.07.2021
Gendergerechte Sprache umsetzen © Freepik
 

Gendergerechte Sprache ist ein ebenso bedeutendes wie polarisierendes Thema. Immer mehr Unternehmen erkennen die Vorteile einer Sprache, die alle Geschlechter anspricht. Dieser Beitrag behandelt nicht vorrangig die Gründe für gendergerechte Sprache. Stattdessen liegt der Fokus auf den folgenden Fragestellungen:

1. Wie startet eine Marketingabteilung am besten ins gendergerechte Schreiben?

2. Wie lassen sich die neuen Anforderungen an Texte in unsere automatisierten Arbeitsabläufe einbringen?

 

Sensibilisierung

Am Anfang des Prozesses steht die Sensibilisierung für das Thema und seine Wichtigkeit. Die Entscheidung für gendergerechte Sprache kann zum einen auf höchster Unternehmensebene gefällt und als unternehmensweite Vorgabe umgesetzt werden. Zum anderen ist es jedoch auch denkbar, dass Mitarbeitende das gendergerechte Schreiben für sich entdecken und mit ihrem Team entscheiden, es in ihre Schreibpraxis zu integrieren. Wenn die Entscheidung für gendergerechtes Schreiben nicht im gegenseitigen Einvernehmen innerhalb der Abteilungen getroffen, sondern „von oben“ kommuniziert wird, ist es wichtig, die Mitarbeitenden frühzeitig zu sensibilisieren, zum Beispiel durch Schulungen.

 

Einfach machen?

Die Mitarbeitenden haben die Relevanz des Themas erkannt und sind bereit, mitzumachen – und dann? Vermutlich jeder Mensch, der Textmedien konsumiert, hat bereits gendergerecht formulierte Texte gelesen und damit eine Idee, „wie es geht“. Die Verlockung ist hoch, einfach loszulegen. Doch wie lässt sich beispielsweise „die Mitarbeiter“ gendergerecht umformulieren?

  • „die Mitarbeitenden“
  • „die Mitarbeiter/-innen“
  • „die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“
  • „die Mitarbeiter*innen“
  • „die Mitarbeiter_innen“


Die Antwort: Alle Möglichkeiten – und weitere – sind denkbar. Die Methoden unterscheiden sich jedoch zum Teil hinsichtlich ihrer Historie und den Personen-gruppen, die angesprochen werden. Daher muss zum einen eine bewusste Entscheidung für die verwendete Methode getroffen werden. Zum anderen muss klargemacht werden, wie die Methode korrekt angewendet wird. Ein komplizierter Weg zur Umsetzung ist, die Methode zu besprechen und darauf folgend zu versuchen, sie aus dem Gedächtnis anzuwenden. Einfacher ist es, alle Fakten einmal zu konsolidieren und niederzuschreiben. Mit einem Leitfaden für gender-gerechtes Schreiben wird eine klare, konsistente gemeinsame Formulierungspraxis möglich gemacht.

Ohne Unterstützung geht es nicht!

Wenn erst einmal ein Leitfaden für gendergerechtes Schreiben existiert, kommt die nächste Herausforderung: Die Schreibenden müssen es schaffen, die neuen Vorgaben in ihre Schreibprozesse zu integrieren. „Einfach machen“ ist zu kurz gedacht und verkennt die Komplexität der heutigen Arbeitswelt im Marketing, einem hoch automatisierten Arbeitsfeld. Die Zeiten sind vorüber, in denen die Planung, Erstellung und Verbreitung von Content sowie die Erfolgsmessung dezentral und manuell stattfanden.

An die Stelle solcher Content-Prozesse ist Automatisierung getreten: Der Content-Lebenszyklus findet zentral und online statt, von der Planung, Erstellung und Verbreitung bis hin zu Erfolgsmessungen und Wiederverwendung. Auf diese Weise können Marketingmaßnahmen effizient kooperativ geplant, durchgeführt und analysiert werden. Neben essenziellen Vorteilen ergibt sich so allerdings auch eine Herausforderung an die Texterstellung:

Content, der kollaborativ für viele Kanäle erstellt wird, sollte sprachlich aus einem Guss sein, um einen wirkungsvollen Unternehmensauftritt zu gewährleisten. Einen einheitlichen Stil zu wahren, ist angesichts verschiedener Schreibstile nicht immer leicht. Neue Schreibpraxen wie gendergerechtes Schreiben, in die sich die Mitarbeitenden erst einfinden müssen, stellen eine ungleich höhere Herausforderung dar. Um diese zu bewältigen, reicht ein Leitfaden nicht aus. Wenn Formulierungen manuell geprüft werden müssen, kommt die automatisierte Prozesskette unweigerlich ins Stocken. Wie lässt sich eine solche Unterbrechung vermeiden?

Eine Antwort können Softwarelösungen sein, die den Schreibenden die Recherchearbeit abnehmen. Diese prüfen den Content anhand elektronischer Style Guides direkt, wo er entsteht, und melden potenzielle Problemstellen.

Ob dies direkt beim Schreiben oder im Nachgang geschieht, entscheidet nicht die Software, sondern die Benutzerinnen und Benutzer. Die Zielsetzung ist hierbei, die Schreibprozesse nicht zu stören oder gar zu unterbrechen. Vielmehr fügen sich die beschriebenen Softwarelösungen in automatisierte Marketingprozesse ein und werden ein Teil von ihnen – in Webanwendungen ebenso wie in allen gängigen Desktopprogrammen.