Jahresendgeschäft: Lohnt sich der Einstieg in den Social Commerce?
Ein Leben ohne Smartphone ist für viele Menschen kaum noch vorstellbar. Längst ist das Handy nicht mehr nur zum Telefonieren, Chatten oder Fotografieren da, auch Bankgeschäfte, Zahlungen oder Shopping werden damit getätigt. Marken und Händler sind immer auf der Suche nach neuen Touchpoints mit den Kunden und haben vor allem in den USA und China einen neuen Trend für sich entdeckt: Social Commerce. In Deutschland hingegen ist Shopping im Social Web noch eher unbekannt, bringt aber großes Potenzial für Händler und Marken.
Das Einkaufsverhalten der Vebraucher hat sich stark verändert. Nicht zuletzt durch Corona hat vor allem Shopping im Internet einen massiven Push bekommen und neben klassischen Online-Shopping rücken nun auch vermehrt soziale Plattformen in den Fokus der Shoppe. Lohnt es sich also für Retailer jetzt in den Social Commerce einzusteigen?
Christian Gees:
Social Commerce, in Deutschland, steht für viele Brands und Onlinehändler erst am Anfang. Ein verstärktes Engagement in den sozialen Medien hängt stark von der Zielgruppe wie auch der Branche ab. Eine Studie des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH) vom März 2021 ergab, dass Fashion-, Beauty- und Elektronik-Artikel, aktuell, die meiste Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Segmente wie Wohnen und Einrichten, Heim und Garten haben hier, laut Studie, noch Nachholbedarf. Social Commerce ist aber ganz klar auf dem Vormarsch. Eine von uns in Auftrag gegebene Studie mit Dynata vom Sommer 2021 hat uns gezeigt, dass 18% der befragten Deutschen in den letzten 12 Monaten ein Produkt, das sie online gekauft haben, in den sozialen Medien entdeckt haben. 9% von ihnen planen gezielt, ihre Weihnachtsgeschenke auf Facebook, Instagram und anderen Sozialen Kanälen auszusuchen.
Welche Sozialen Kanäle sind besonders lohnend für Marken und Händler?
Christian Gees:
In der heutigen Zeit gelten vor allem junge Konsumenten und Konsumentinnen im Alter zwischen 16 und 29 Jahren als Trendsetter. Millenials und Gen Zs bestimmen nicht nur die Trends auf den Sozialen Kanälen, auch die jeweilige Wichtigkeit der sozialen Medien. Die Studie des IFHs hat diesbezüglich belegt, dass für beide Generationen Facebook an Bedeutung verloren hat, während Instagram, YouTube und TikTok an Relevanz gewonnnen haben - an dem sollten sich die Retailer auch orientieren.
Der E-Commerce steckt aktuell mitten im Jahresendspurt - stellen Instagram und Co. einen Booster für das Weihnachtsgeschäft dar?
Christian Gees:
Diese Frage lässt sich leider nicht so einfach beantworten - man muss sich diesbezüglich über zwei Sachen im Klaren sein. Unternehmen, die Social Commerce jetzt - und damit relativ früh - angehen, hätten die Chance sich einen Vorsprung aufzubauen. Das Plus an Kompetenz, das sich auf Brands und auch Retailer damit erarbeiten, könnte sie in eine gute Ausgangsposition gegenüber ihren Mittbewerbern bringen - zumindest in Europa. In China und in den USA ist der Social Commerce Markt schon viel weiter ausgebaut.
Für das Weihnachtsgeschäft müssen sich Unternehmen aber genau ihre Zielgruppen anschauen. Eine Verlagerung sämtlicher Aktivitäten auf den Social Media Bereich wäre nicht sinnvoll. In vielen Fällen ist die über den sozialen Kanälen erreichbare Audience noch nicht groß genug, um wesentliche Umsatzströme zu erzielen. Wer heute Erfahrungen im Social Commerce sammelt, investiert also eher in das Geschäft von morgen.
Wo versteckt sich, neben den klassischen Social Networks, weitere große Potenziale für Marken und Händler?
Christian Gees:
Whatsapp hat viel Potenzial und ist Teil der Kommunikationsstrategie. Die Messaging-App eignet sich hervorragend, um schnelle Produktinformationen, Fragen und Antworten mit Kunden und Interessenten auszutauschen. Viele haben ihr Smartphone einfach immer dabei und nutzen die App für die tägliche Kommunikation - private Unterhaltungen verlagern sich vom Telefon auf den Messengerdienst. Insbesondere in Deutschland hat dieser Kanal viel Potenzial - laut Faktenkontor Studie von 2020 ist Whatsapp die beliebteste Social-Media-Anwendung der Deutschen. Whatsapp erfährt hier eine hohe Akzeptanz, aber auch hohe Erwartungen: Die Kunden fordern von den Unternehmen ebenso schnelle Antworten wie von Freunden und Familie. Sprich, Brands und Retailers müssen sich überlegen, ob sie diesen Anspruch auch erfüllen können und die entsprechenden Ressourcen dafür bereitstellen.