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Experten-Tipps für Corporate Podcasts

Podcasts sind beliebter denn je und können als Marketinginstrument erfolgreich eingesetzt werden. Hier sind wertvolle Tipps.
Rosalia Pavlakoudis | 07.04.2022
Experten-Tipps für Corporate Podcasts © Freepik / xb100
 

Podcasts werden immer beliebter. Laut einer Studie des Marktforschungsinstitut Kantar ist die Podcast-Nutzung in Deutschland im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr um beinah 50 % gestiegen.

Diese wachsende Beliebtheit zeigt, wie attraktiv Podcasts für das Marketing von Unternehmen sind. Damit können sie Zielgruppen mit relevanten Inhalten ansprechen, Kunden gewinnen und binden, ihre Marke stärken, ihren Website-Traffic steigern und vieles mehr. 

Software Advice hat hierfür mit zwei erfolgreichen Podcastern und Unternehmern gesprochen, um KMU nützliche Tipps für die Umsetzung zu bieten. 

Die Wichtigkeit der Themenfindung

Im ersten Schritt empfiehlt es sich, einen Plan und ersten Entwurf des Podcasts zu erstellen. Dabei sollten sich KMU überlegen, auf welches Thema sie sich festlegen möchten, welches Equipment sie brauchen, ob sie nur einen oder mehr Gastgeber haben möchten und vieles mehr.

Das passende Themengebiet oder die richtige Nische zu finden ist entscheidend. Das Thema sollte die Gastgeber des Podcasts selbst begeistern und etwas sein, mit dem sie sich gut auskennen und von dem sie sich vorstellen könnten, regelmäßig und langfristig zu sprechen.

Benedikt M. Quarch, Co-Founder und Managing Director der RightNow Group, berichtet beispielsweise, dass er sich für das Thema seines Podcasts von seiner beruflichen Orientierung inspirieren lassen hat: “Unseren Themenbereich haben wir einfach dadurch gefunden, was wir sonst im Leben machen. In unserem Fall ist es Start-up Unternehmertum mit ein bisschen Legal Tech als Fokus. Dadurch bringen wir ein gewisses Maß an Expertise mit. Und persönliches Interesse am Thema sollte nicht fehlen. Das sind, glaube ich, die wichtigsten Sachen.

Die wichtigsten Vorteile von Podcasts für Unternehmen

Durch Podcasts können Unternehmen ihre Marketing-Maßnahmen erweitern und Zielgruppen in Situationen erreichen, in denen sie für Videos oder Texte nicht empfänglich sind. KMU können damit ihre Inhalte so strategisch an ihre Zielgruppe bringen und so neue Leads generieren sowie bestehende Kunden binden.

Corporate Podcasts können sich lohnen, weil sie:

  • auf das Unternehmen aufmerksam machen, die Sichtbarkeit erhöhen und so zur Markenbildung und zum Employer Branding beitragen.
  • die Kundenbindung stärken können
  • Führungskräften und anderen Mitarbeitern eine Plattform bieten, um sich und das Unternehmen vorzustellen und nahbar zu machen. Nahbarkeit schafft Vertrauen und stärkt damit wiederum die Marke.
  • eine Ergänzung zu anderen Content-Formaten darstellen, womit ein Unternehmen seine Reichweite erhöhen kann.
  • Unternehmen erlauben, sich als modern und zukunftsorientiert aufzustellen, da das Interesse der Verbraucher an dem Medium stetig wächst.
  • Unternehmen dabei helfen, aus der Masse herauszustechen, insbesondere bei Nischenausrichtung. 
  • Unternehmen helfen können, ihr Netzwerk zu erweitern und dazuzulernen. So kann aus einem Podcast-Interview auch die Möglichkeit für weitere Kooperation für Projekte entstehen.

 

Diese Vorteile kann Benedikt Quarch bestätigen: “Die Vorteile, die Podcasts uns als Unternehmen bringen, sind ganz klar. Aufseiten des Recruitings hat es uns extrem viel gebracht. Eigentlich alle unsere Bewerber haben sich den Podcast zuvor mal angehört und wurden dadurch von unserer Marke überzeugt. Darüber hinaus haben wir natürlich für das Brand Building einfach was Gutes getan und unsere Marke bekannter gemacht.” 

Die größten Herausforderungen 

Podcasts bieten Unternehmen zahlreiche Möglichkeiten und Vorteile, allerdings gibt es auch einige Herausforderungen, die Podcaster beachten sollten:

  • Nicht geeignetes Themengebiet:Nicht jedes Themengebiet eignet sich für das Format Podcasts. Bestimmte, sehr komplexe Inhalte können nur schwer ohne Illustrationen, wie z.B. wie Bilder, Grafiken und mehr vermittelt werden.
  • Das richtige Equipment:Die Auswahl des Equipments, welches für einen Podcast benötigt wird, kann eine weitere Hürde darstellen. Es gibt zahlreiche Mikrofone, spezielle Audiorekorder und technischen Geräte für nahezu jeden Bedarf, allerdings muss man zu Beginn Zeit investieren, um die passenden Tools für seinen Podcast zu finden. 
  • Podcasts erfordern Zeit und Geduld:Podcasts erfordern Zeit, um zu wachsen. Podcaster sollten also Durchhaltevermögen mitbringen, ihr Publikum schrittweise aufzubauen. Unrealistische Erwartungen sind laut Fabian Tausch einer der häufigsten Gründe für das Scheitern von Podcasts: “Oft werden Podcasts aus der falschen Intention heraus gestartet. Hier gibt es viele Parallelen zum Content Marketing. Content Marketing braucht Zeit und finanziert sich nicht nach ein paar Tagen.”
  • Erwartungsmanagement bei der Reichweite:In den sozialen Medien, wie YouTube, Instagram oder TikTok, ist es gewöhnlich eine hohe Reichweite von tausenden oder Millionen Menschen zu sehen. Diese Metrik kann allerdings nicht direkt auf Podcasts übertragen werden. Vor allem bei Nischenthemen kann sich die Hörerschaft bei wenigen Hundert bewegen. Auch das kann dazu führen, dass Podcaster aus Frustration über eine geringe Anzahl an Zuhörern das Projekt frühzeitig abbrechen.

 

Fabian Tausch: “Podcasts sind weder TikTok noch Instagram, LinkedIn oder YouTube. Es ist nicht die Norm, dass ein Podcast tausende Hörer in Tagen erreicht. Gerade in Nischen können es ein paar Hundert sein, die dir zuhören. Zu erwarten, dass man tausende Hörer erreichen muss oder es sich sonst nicht lohnt, ist in meinen Augen ein Mythos, wenn wir über Nischenformate sprechen (was ich den meisten KMUs empfehlen würde). Durch die enorme Aufmerksamkeitsspanne bei Podcasts ist die Bindung der Abonnenten eine ganz andere. Das führt zu Vertrauen und das führt zu Ergebnissen.”

So können Unternehmen mit ihrem Podcast Reichweite generieren

Nachdem das Equipment und das Konzept des Podcasts festgelegt sind und Unternehmen bereit für die Aufnahme der ersten Folgen sind, stellt sich schließlich noch die Frage, wie sie ihre Reichweite aufbauen können.

Hierfür ist ein Mix aus verschiedenen Maßnahmen sinnvoll. Der am einfachsten zu kontrollierende Schritt ist die regelmäßige Veröffentlichung der einzelnen Folgen. Dies hält den Spannungsbogen beim Publikum aufrecht und schafft Verlässlichkeit, da Zuhörer zu bestimmten, festgelegten Zeiten mit neuen Folgen rechnen.

Grundsätzlich sollten sich Unternehmen bei der Verbreitung ihres Podcasts möglichst breit aufstellen, um ihre Reichweite zu erhöhen. Zu den bekanntesten und effektivsten Kanälen, um potenzielle Hörer zu erreichen, gehören Instagram, LinkedIn, Twitter, YouTube, TikTok und Facebook.

“Meine Favoriten für die Distribution von Podcasts sind LinkedIn und TikTok. Auf LinkedIn poste ich kurze Videoausschnitte aus den Podcast-Gesprächen, mache in Beiträgen auf die Podcast-Episode aufmerksam und poste ab und zu mal ein Zitat aus dem Podcast. TikTok wiederum wird sehr unterschätzt, aber wenn man mit Video aufnimmt ist es unheimlich kraftvoll. Da der Algorithmus sich die richtige Zielgruppe sucht, können hierüber in allen Facetten neue Hörer gewonnen werden”, so Fabian Tausch. 

Eine weitere Maßnahme, um den eigenen Podcast bekannter zu machen, ist, Fachexperten, und Influencer als Gäste einzuladen. Prominente Persönlichkeiten wecken oft allein durch ihre Bekanntheit Interesse beim Publikum und schaffen durch ihre Expertise Relevanz. 

“Wir platzieren unseren Podcast in all unseren Vorträgen, Speeches und Keynotes. Das funktioniert sehr gut und schafft eine Möglichkeit für die Zuhörer, danach noch mal entsprechend nachzuhören. Darüber hinaus sind natürlich unsere Gäste ein wichtiger Faktor. Teilweise hatten wir sehr prominente Gäste und das hat gut funktioniert, um unseren Podcast und unsere Marke zu promoten”, so Benedikt Quarch.

 

Über die Podcast-Experten:

Fabian Tausch: Gründer und Podcast-Host der Unicorn Bakery. Mit 23 Jahren in die “30 unter 30”-Forbes-Liste gewählt.

Benedikt M. Quarch: Co-Founder und Managing Director des LegalTech-Start-ups RightNow. Mit 27 Jahren als einer von Forbes “30 unter 30” ausgezeichnet.