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Fachkräftemangel im Marketingsektor

Freelancer als unterschätzter Königsmacher. Erfolgsfaktoren in der Praxis: eine Checkliste für Unternehmen.
Christoph Hardt | 28.08.2023
© freepik / DCStudio
 

Der Fachkräftemangel stellt in der Marketingbranche noch immer ein drängendes Problem dar, wie eine Studie von Civey im Auftrag der DMEXCO zeigt: 48 Prozent der befragten Fachkräfte aus Kommunikation, PR, Medien und Marketing berichten von unbesetzten Stellen in ihrer Organisation. Für Unternehmen eine Herausforderung: Personallücken bedeuten einen erheblichen finanziellen und zeitlichen Aufwand – schließlich muss Ersatzpersonal gefunden und eingearbeitet werden. Das gefährdet die Produktivität der Teams, die nun mögliche Engpässe überbrücken müssen. In einer internationalen Umfrage unter mehr als 400 Marketingleitern gaben CMOs an, dass sie gefühlt die Aufgaben von elf – oder mehr – Marketingbereichen erfüllen müssen (Deloitte). Und die Suche nach neuen Fachkräften zieht sich zunehmend in die Länge: Bei 29 Prozent der Befragten dauert eine Neubesetzung drei bis sechs Monate.

Was jedoch viele Unternehmen bei ihrer Personalplanung übersehen: Für zahlreiche Jobprofile wird die Selbstständigkeit zunehmend attraktiver. In Europa arbeiten sechs Millionen Freelancer – 3,4 Millionen von ihnen sind in digitalen Berufen tätig, wie exemplarisch als Marketingberater:innen, Community-Manager:innen oder Social-Media-Manager:innen.

 

Chancen: Wie Unternehmen mithilfe von Freelancern die Skills-Gap schließen

Flexibilität, Autonomie und Unabhängigkeit – das sind einige der Hauptgründe, warum sich Arbeitnehmende entscheiden, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen (Malt x BCG Studie). Die Überlegung Personallücken mit Freelancern flexibel zu schließen, anstelle langwieriger Rekrutierungsprozesse für Vollzeitstellen zu durchlaufen, scheint daher eine logische Konsequenz: Viele Freelancer besetzen in der Kommunikationsbranche nachgefragte Stellen, wie beispielsweise als Grafik- und UX-Designer:innen oder Marketingberater:innen. Als unabhängige Expert:innen bringen sie Expertise und neue Impulse ins Unternehmen und können sich mit den Festangestellten ergänzen: Deutsche Freelancer gehören zu den erfahrensten Europas, bringen einen hohen Qualifikationsgrad mit (79 Prozent mind. Bachelor-Abschluss) und bilden sich durchschnittlich 4 Stunden in der Woche intrinsisch motiviert weiter. Sie unterstützen Unternehmen bei der schnellen Umsetzung und Abschließung von Projekten und helfen ihnen, ihre Ziele schnell und effizient zu erreichen.

Zum Status quo: Große Unternehmen in Deutschland agieren zurzeit mit einem Anteil von 20 Prozent zunehmend als Kunden-Portfolio von Freelancern – bei Kleinunternehmen sind es bereits 43 Prozent.

 

Erfolgsfaktoren in der Praxis – eine Checkliste für Unternehmen

Damit die Zusammenarbeit mit freiberuflichen Expert:innen gelingt, sollten Unternehmen im Voraus eine Strategie aufsetzen. Dafür gilt es, die Erfolgsfaktoren genau zu kennen.

 

  1. Ausführliches Briefing aufsetzen: 44 Prozent der Freelancer erhalten nach eigenen Angaben selten ein klares Briefing.

Das streut Unzufriedenheit und ermöglicht abwendbare Missverständnisse.

Eine detaillierte Beschreibung des Arbeitsauftrags und ein klar definiertes Projekt vermeiden eine solche Situation. Sie garantieren, dass Unternehmen und Freelancer sich abstimmen und beide Seiten wissen, was das Projekt beinhalten wird.

An dieser Stelle empfiehlt es sich auch, das Projekt und seine Rahmenbedingungen in Kontext zu setzen, um auf die Herausforderungen hinzuweisen.

Zudem gilt es eine bestimmte Anzahl an Arbeitstagen festzulegen, an denen das Unternehmen die Expertise des Freelancers benötigt und die Möglichkeiten zur Remote-Arbeit zu klären.

1. Unternehmen und Projektrahmen detailliert vorstellen: Ein schneller Überblick über den Führungsstil des Unternehmens hilft Freelancern zu verstehen, wie die verschiedenen Teams zusammenarbeiten, welche Prozessabläufe es gibt und welche Schritte bei der Abnahme und Bewertung ihrer Arbeit einzuhalten sind. Deshalb ist es empfehlenswert, sich zu Beginn des Projekts die Zeit zu nehmen, die wichtigsten Informationen über die Geschichte und Vision des Unternehmens, die Konkurrenz, die Kunden- bzw. Nutzerstruktur und die zukünftigen Pläne zu vermitteln, damit die Freelancer ihre aktuellen Aufgaben mit den allgemeinen Unternehmenszielen verknüpfen können.

2. Projektziel, Status quo und gewünschte Formate erläutern: Neben Abgabefristen benötigen Freelancer einen Überblick über kurz- und langfristige Ziele und gewünschte Umsetzungsmöglichkeiten. ​​Auch Einzelheiten zum Format der Arbeitsergebnisse und wie sie übermittelt werden sollen, sind empfehlenswert. Dabei helfen visuelle Darstellungen. Zudem sollte der aktuelle Stand des Projektes erläutert und ein Überblick über das gesamte Vorhaben geliefert werden.

3. Den Freelancern eine Kontaktperson zur Seite stellen: Außerdem brauchen Freelancer eine verlässliche Kontaktperson, die als Brücke zwischen Freelancer und Unternehmen agiert und die sich für Fragen Zeit nimmt. Sie hilft Freelancern, mit den richtigen Personen innerhalb der Organisation in Verbindung zu treten.

4. Erwartungen an die Fähigkeiten der Freelancer transparent und frühzeitig kommunizieren: Unternehmen sollten projektrelevante Fähigkeiten sowie Arbeits- und Projektmanagementerfahrung frühzeitig und klar offenlegen. Des Weiteren empfiehlt es sich, regelmäßige Check-ins für Feedbackrunden mit den Freelancern einzuplanen. Sie garantieren, dass die Erwartungen auf beiden Seiten zwischenzeitlich geprüft werden.

 

Mit Freelancern zu mehr Agilität im Unternehmen

Mit Freelancern erhalten Unternehmen schnell und effizient Zugriff auf die benötigte Expertise, können digitale Projekte mit externer Hilfe vorantreiben und ihre eigene Innovationskraft maximieren. Damit die Zusammenarbeit reibungslos funktioniert, sind Unternehmen gefordert, eine Strategie aufzusetzen, die gewährleistet, dass Freelancer bei Projekten schon von Beginn an ins Unternehmen integriert sind und ein ausführliches Briefing erhalten.

Marketingleiter:innen müssen heutzutage nicht nur einen Überblick über die verschiedenen Aufgaben haben, die mit ihrer Rolle verbunden sind, sondern auch in der Lage sein, die verschiedenen Initiativen der einzelnen Abteilungen zu koordinieren. Da es zunehmend schwieriger wird, sich über alle neuen Features und Trends auf dem Laufenden zu halten, stellen unabhängige Expert:innen, die sich auf spezifischen Fragestellungen spezialisiert haben, eine Lösungsmöglichkeit dar – besonders für Unternehmen, die mit Personallücken zu kämpfen haben.