Kann KI zwischenmenschliche Beziehungen ersetzen?
Die rasante Geschwindigkeit mit der künstlichen Intelligenz in unseren Alltag drängt, wirft die Frage aus der Überschrift zwangsläufig auf. Ob im Job, in der Schule, im Privatleben – überall nutzen wir die Möglichkeiten steigender Technisierung und künstlicher Intelligenz. Doch wird damit die zwischenmenschliche Verbindung ersetzbar?
Bei der Frage danach, ob zwischenmenschliche Verbindung und soziale Resonanz ersetzbar sind oder werden, gilt es zunächst, eine Definition dessen zu finden. Der Versuch, es kurz zu fassen: Meiner Ansicht nach stellt sich eine resonante Verbindung zwischen Menschen dann ein, wenn beide Interaktionspartner ein Gefühl der Wahrnehmung sowie des Erkannt- und Verstandenwerdens empfinden und darauf aufbauend eine respektvolle und wertschätzende Begegnung entsteht, die in der Folge zu einem innerlichen Bewegt-werden führt. Das kann sowohl durch antwortbasierte Reaktion als auch durch emotionale Ansteckung geschehen. Um ein kleines Beispiel zu wählen: Habe ich in einer Verkaufssituation als Kunde das Gefühl, dass der Verkaufsmitarbeitende mich wahrnimmt, mir zuhört, erkennt, worum es mir geht, mich versteht und basierend darauf eine Lösung für mich bereithält, die mich weiterbringt, entsteht Resonanz. Authentizität und Leidenschaft im Tun tragen mindestens genauso dazu bei: emotionale Ansteckung. Kann das alles durch eine künstliche Intelligenz ersetzt werden?
Wir sind uns sicher einig, dass eine künstliche Intelligenz – schauen wir auf einen Chatbot – uns das Gefühl vermitteln kann, dass sie uns wahrnimmt, uns zuhört, erkennt, worum es geht und eine Antwort für uns bereithält. Und das Ganze in sachlicher und lösungsorientierter Art und Weise. Eigentlich klasse, oder? Endlich kann man mehrfach nachfragen und das Gegenüber permanent um etwas bitten, ohne dass Emotionen die Sachebene ins Wanken bringen. Keiner, der sich zu wenig gesehen, niemand, der sich angegriffen fühlt. Hieraus kann Resonanz entstehen – doch bestenfalls als Simulation.
Was braucht es also für echte Resonanz? Was schafft die künstliche Intelligenz nicht? Das habe ich ChatGPT selbst gefragt. Folgende Zitate stammen aus der Antwort:
Menschen erleben Wahrnehmung, Erkennen und Verständnis aufgrund ihres eigenen Bewusstseins und ihrer Fähigkeit, Informationen aus der Welt um sie herum zu verarbeiten. Diese menschlichen Erfahrungen basieren auf komplexen Prozessen im Gehirn, die ich als KI nicht replizieren kann.
(...)
Zusammengefasst kann man sagen, dass ich ein Werkzeug bin, das auf Textverarbeitung und Mustererkennung basiert, während Menschen ein komplexes Bewusstsein, Emotionen und eine tiefe Verbindung zur physischen Welt haben.
(...)
Menschen sind unersetzbar aufgrund ihrer einzigartigen Kombination aus Bewusstsein, Emotionalität, Kreativität, sozialer Intelligenz und moralischer Urteilsfähigkeit.
Da haben wir die Antwort. Darin steckt die Tatsache, dass die menschliche Begegnung unersetzbar ist und bleibt. Sie basiert auf der „einzigartigen Kombination aus Bewusstsein, Emotionalität, Kreativität, sozialer Intelligenz und moralischer Urteilsfähigkeit“.
Das ist es, was nicht nur in der Business-Welt den Unterschied ausmacht in einer Welt, in der alles Andere zunehmend ersetzbar wird. Wir (er)spüren uns gegenseitig, wir schaffen Verbindung, wir treten in echte Resonanz. Die digitale Transformation bietet uns sicher Tools und Instrumente, die uns dabei eine Hilfe sein können. Sie kann uns beispielsweise wundervolle Songtexte schreiben, aber der Konzertbesuch – das Miteinander-Schwingen – wird dadurch niemals ersetzbar. Das gleiche gilt für Beratungsgespräche, Führungssituationen, innerbetriebliche Zusammenarbeit sowie unser alltägliches Miteinander. Hier war Resonanzkompetenz schon immer wichtig, doch noch nie so wichtig, wie heute und in Zukunft. Auf gute Resonanz.
Mehr dazu in meinem Buch:
RESONANZ
Menschen verstehen, bewegen, gewinnen
Sören Flimm
1. Auflage BusinessVillage 2023
ca. 180 Seiten
https://www.businessvillage.de/resonanz-menschen-verstehen-bewegen-und-gewinnen.html