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Podcast - Zwischen Wohnzimmer und Firmenzentrale

Podcasting war zu erst eine Spielwiese für Amateure. Inzwischen nutzen Unternehmen und Institutionen Podcasts als Teil ihrer Kommunikationsstrategie.
Klaus Fechner | 10.01.2007

Podcast – Zwischen Wohnzimmer und Firmenzentrale Der Reiz des neuen Mediums Podcast heißt das Zauberwort, das durch die Medien geistert. Egal, welche Zeitung man aufschlägt, es ist schon da - und im Radio werden spezielle Themensendungen gestaltet. Doch wer genervt die Augen verdreht und denkt, das ist nur eine Welle, die vorbeirauscht, eine reine Modeerscheinung, der könnte sich irren. Zu interessant sind die Vorteile, die das neue Medium bietet. Podcasting vereint verschiedene Möglichkeiten, die zuvor in dieser Kombination nicht vorhanden waren. Der Hörer kann sich gezielt seine Themen heraussuchen, er macht sich dadurch unabhängig von den Programmuhren und Angeboten der Radiostationen. Außerdem kann er selbst entscheiden, wann und wo er „seine“ Sendung anhört – ob bei der Bahnfahrt, im Café oder beim Warten auf dem Flugplatz - Podcasting ist ein echtes on-demand-Medium. Dieses individuelle Hörerverhalten kommt den Bedürfnissen vieler Menschen entgegen. Auch die Anbieter von Podcasts (egal ob sie selbst produzieren oder die Sendungen produzieren lassen) profitieren vom innovativen Medium. Private Podcasts können mit relativ wenig Aufwand – wenn man so will, im Wihnzimmer - hergestellt werden. Die Veröffentlichung erfolgt über eine eigene Website oder ein bereits vorhandenes Onlineportal. Einige dieser Podcasts, besonders „Schlaflos in München“, haben es bereits zum Kultobjekt der Szene geschafft. Insgesamt bietet das deutschsprachige Angebot eine nahezu unendliche Themenvielfalt beispielsweise von Reiseberichten über Tipps für junge Eltern bis hin zu Informationen für Star Trek-Fans. Doch Podcasting hat längst einen weiteren Schritt gemacht. Immer mehr kommerzielle und institutionelle Anbieter nutzen Podcasts, um ihre Kommunikationsziele zu erreichen. Die anvisierte Zielgruppe wird erreicht, denn nur wer sich für das betreffende Thema interessiert, der lädt sich die Audiodatei herunter. Zusätzlich wird eine emotionale Ansprache erreicht, das gesprochene Wort wirkt deutlich emotionaler und authentischer als geschriebene Meldungen oder Informationen. Auch die Medienarbeit eines Unternehmens, eines Verbandes oder einer Institution profitiert von den neuen Möglichkeiten. So erhöht allein die Tatsache, einen Podcast anzubieten, die Wahrscheinlichkeit einer Berichterstattung in verschiedenen Medien. Besteht eine Podcast-Sendung aus unterschiedlichen journalistischen Formaten wie z.B. Interviews, Service-Rubriken und Kommentaren, eröffnet sich eine crossmediale Verwertungskette. Werden diese Elemente separiert und aufgearbeitet, können sie als Einzeldateien im Internet aber auch im Intranet hörbar gemacht werden. Auch mobile Endgeräte wie Handys können mit dem vorhandenen Audio-Material „bedient“ werden. Die Schriftform der hörbaren Inhalte ist im Idealfall eine gern genutzte Recherchequelle für Printmedien und kann auf der eigenen Website veröffentlicht werden. Hinzu kommt, dass sich auch für professionell produzierte Podcasts der Aufwand in Grenzen hält. So bieten spezialisierte Agenturen eine Rundum-Versorgung für ihre Kunden: Konzeption, Produktion und Veröffentlichung in einer Hand. Hören Sie rein Eine kleine, sicherlich subjektive Auswahl konkreter Beispiele soll die vorhandenen Möglichkeiten weiter verdeutlichen. Die KfW Bankengruppe hat im April 2006 ihren ersten Podcast unter www.audiocast-kfw.de online gestellt. Thematisch dreht sich in dieser Sendung, die eine Länge von ungefähr 17 Minuten hat, alles um die „Studienfinanzierung“. Sie enthält Informationen zu Studiengebühren, -krediten und zum BaföG. Es folgten weitere Ausgaben zu Themen wie „Energetisch sanieren“ und „Existenzgründungen im HighTech-Bereich“. Der KfW-Podcast besitzt die Anmutung einer Radiosendung mit Moderation, Interviews, zusammenfassenden Beiträgen, einer Service-Rubrik und akustischen (musikalischen) Elementen wie einem Sendungsopener und Jingles. Darüber hinaus werden die einzelnen auditiven Bestandteile der Sendung aktiv Hörfunkstationen angeboten. Ein ähnliches Konzept verfolgt Deutschlands erste Direktkrankenkasse, BIG Direkt. Das Unternehmen bietet seit März 2006 einen monatlich erscheinenden Gesundheitspodcast mit Themen wie Hilfe beim Burnout-Syndrom, Zuzahlungen zum Zahnersatz und mit Tipps zu Auslandsreisen oder Impfungen. Auch dieser Podcast ist durch unterschiedliche Programmelemente klar strukturiert. Ein schematischer Aufbau bewirkt einen hohen Wiedererkennungswert beim Hörer. Unter www.big-podcast.de können die cirka zehn Minuten langen Sendungen gehört werden. Bereits im ersten Monat wurde der Podcast mehrere tausend Mal gehört. Außerdem berichteten verschiedene branchenspezifische Medien (Print und Online) über BIG Direkt und ihr innovatives Angebot. Je nach Inhalt und Zielgruppe muss ein Podcast unterschiedlich präsentiert werden. So bietet die Financial Times Deutschland zweimal täglich Wirtschaftsnews im Stile einer Nachrichtensendung seriös vorgetragen (www.ftd.de). Ganz anders kommt die Wochenshow von Ebay daher. Hier sind eine lockere Stimmung, Informationen und Gewinnspiele Trumpf – alles was zu einer Show gehört (http://podcast.ebay.de/). Besonders Zeitschriften und Magazine nutzen Podcasts, um ihre Inhalte publik zu machen und ihre themenspezifische Kompetenz zu demonstrieren. Egal ob Autobild, Die Zeit, Das Handelsblatt oder brand eins – die Verknüpfung von Print und Online nutzt beiden Medien. Stellvertretend zur Wirkung von Podcasts ein Zitat von Christian Röpke, Leiter Eletronic Media Financial Times Deutschland: „Hörer sagen uns, dass sie durch die Podcasts Lust bekommen haben, die gedruckte Zeitung zu lesen.“ (zitiert nach medium magazin 04/2006, S. 58) „Corporate Podcast“ Auf Service und Information kommt es an. Unternehmen oder Verbände, die Podcasts nutzen wollen, müssen einige grundsätzliche Aspekte beachten. Am effektivsten ist die Zusammenarbeit mit einer spezialisierten Agentur. Erstens werden dort Erfahrungswerte geboten, die sonst sehr mühselig in Eigenregie erworben werden müssen. Zweitens ist die Wirkung eines Podcasts verheerend, wenn nicht ausgebildete Sprecher zu hören sind, wenn die Tonqualität minderwertig ist, wenn die Texte nicht für das Hören geschrieben sind und insgesamt das fertige Produkt schlecht klingt. Zu Beginn der Aktivitäten muss eine umfassende Planung stehen, eine Strategie. Der Podcast soll schließlich nicht bereits vorhandene Mittel der Öffentlichkeitsarbeit ersetzen, sondern ergänzen. Pressemeldungen oder Erwähnungen im firmeneigenen Newsletter können die Bekanntheit eines Podcasts erhöhen. Die Stimmen müssen zum Unternehmen passen. Das gleiche gilt für die Auswahl der Musik oder anderer akustischer Elemente. Hierbei muss an Urheberrechte oder Gema-Gebühren gedacht werden. Die inhaltliche Gestaltung hängt natürlich von der Zielstellung ab. Kundenbindung oder Neukundengewinnung werden nicht durch platte Werbesprüche oder andauernde Nennung des Firmennamens erreicht. Der Nutzer/Hörer will in der Regel Informationen und Service – und das unterhaltsam verpackt. Ist die interne Kommunikation das Ziel, dann stehen andere Themen im Mittelpunkt. Nach wie vor in den Anfängen stecken die Möglichkeiten, die Podcasting für Mitarbeiterschulung und Wissensvermittlung bietet. Überhaupt scheint der Bereich „Lernen“ mit Podcasts noch längst nicht umfassend beleuchtet zu sein. Inzwischen beginnen Schulen, Universitäten und Weiterbildungsinstitute mit dem neuen Medium zu arbeiten. Was möglich ist Das Angebot wird zunehmen, fast täglich kommen neue Podcasts hinzu. Noch sind privat produzierte und angebotene Audiodateien deutlich in der Mehrzahl. Doch es gibt einen Trend zur Professionalisierung. Der Reiz des neuen Mediums bleibt Unternehmen, Verbänden, Parteien, Verlagen, elektronischen Medien und Institutionen nicht verborgen. Oft wird die Frage gestellt, welche Form des Podcasts sich durchsetzen wird – die „Amateur-“ oder die „Profi-Version“ ? Unsere Antwort lautet: Beide haben ihre Existenzberechtigung – sowohl der private als auch der geschäftlich genutzte. Letztlich wird die inhaltliche und technische Qualität ausschlaggebend sein. Nur wenn bestimmte Kriterien erfüllt werden, dann wird es auch genügend Hörer geben, die einen Podcast zum Erfolg werden lassen. Eine weitere Frage lautet: ist das nicht nur ein kurzfristiger Podcast-Hype, eine Modeerscheinung, die bald in der Altkleiderkiste verschwindet ? Sicherlich wird es viele Podcasts, die es heute gibt, im kommenden Jahr nicht mehr geben. Doch die gut gemachten werden sich durchsetzen. Podcasting hat den Weg zu einem zusätzlichen Medium beschritten und wird ihn fortsetzen. Berlin, den 10.01.2007 Die Autoren Klaus Fechner und Thomas Hirschfeld haben 2003 audio:link Die Internet Audioagentur gegründet. audio:link Die Internet Audioagentur Lauterstr. 33, 12159 Berlin Tel.: 030 / 843 15 53 – 31 Fax: 030 / 843 15 53 – 35 E-Mail: K.Fechner@audiolink-online.de Internet: www.audiolink-online.de und: www.audiocast-online.de