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eSports mit steigenden Zuschauerzahlen im Lockdown

Wird der reale Sport den eSport auf die nächste Stufe heben?
ePremier League mit großen Fußballern © YouTube
 

Ein Kommentar von Martijn Rozemuller, Europachef VanEck 

 

Dadurch, dass sich die gesamte Welt im Lockdown befindet, gibt es eine Lücke zu füllen. Der eSport, digitale reale Sportarten eingeschlossen, schließt bereits auch einen Teil der Lücke. Die Krise könnte dem eSport – auch dank Unterstützung durch TV und Prominente – weitere Impulse verleihen und ihn auf eine neue Ebene bringen. In den letzten Monaten sind auf der spezialisierten Internetplattform Twitch die Zugriffe auf „MOBA“ („Multiplayer Online Battle Arenas“) und „Shooter“-Spiele sprunghaft angestiegen, von täglich 1,4 Millionen im Februar auf 2,5 Millionen im April.

Aber auch Sportspiele erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, allen voran MotorsportGames. So verzeichnete eNASCAR iRacing gegen Ende März in den USA 1,4 Millionen Zuschauer. Und in Großbritannien schalteten sich Anfang April fast 5 Millionen Menschen zu, als das bedeutendste Pferdehindernisrennen Europas, das Grand National, digital ausgetragen wurde. 

Schon vor der Pandemie zog der Sport zunehmend in die digitale Welt ein. Viele Fußballclubs haben eSport-Teams gegründet, und die eSports-Serie der Formel 1 zieht seit ihrem Start im Jahr 2017 jedes Jahr zehntausende Gamer an. Durch die Krise hat die Entwicklung jedoch noch einmal einen enormen Schub erhalten. Selbst diejenigen, denen Videospiele völlig fremd waren, haben zum ersten Mal mitgemacht oder zugeschaut. Wird der digitale Sport also durch die Krise zu einem neuen Wachstumsmotor für den eSport im Allgemeinen? Wir denken schon. Sportspiele machen derzeit nur einen relativ kleinen Teil in einer Branche aus, die sich bislang auf MOBA- und Shooter-Spiele wie League of Legends oder Call of Duty konzentrierte. Es besteht also enormes Wachstumspotenzial. 

Im Folgenden erläutern wir, warum der traditionelle Sport unserer Meinung nach ein dauerhafter Wachstumstreiber für den virtuellen Sport werden kann.

  • Es besteht ein enormes ungenutztes Potenzial. Ein sehr hoher Anteil der Weltbevölkerung sieht Sport. Statista zufolge schauen knapp zwei Drittel (61%) Sport im Fernsehen und mehr als ein Drittel (39%) online. Allerdings sehen nur wenige eSport. Würde nur ein Drittel derjenigen, die derzeit Sport im Fernsehen anschauen, künftig auch eSport sehen, so verzehnfachte sich der eSport-Markt.[1]

  • Die Grenze zwischen eSport und traditionellem Sport verschwimmt zunehmend. Namhafte Clubs formieren eSport-Teams. So verfügen beispielsweise 13 der 18 Bundesligavereine in Deutschland bereits über eine eigene offizielle eSport-Mannschaft (siehe Abbildung 1). Diese Teams sind häufig vollständig in die Infrastruktur des Vereins eingegliedert, wobei die Spieler Zugang zu Fitnesseinrichtungen, Trainern oder auch dem Marketingapparat haben. In den USA beispielsweise haben die in San Francisco ansässigen Golden State Warriors, eine der erfolgreichsten Mannschaften der NBA, einen traditionellen Basketballcoach eingestellt, um ihr neu gegründetes eSport-Team zu trainieren. 


Abbildung 1 – Die deutsche Bundesliga geht digital 

Verein                            Eigenes eSportTeam? 
FC Augsburg                               Ja 
Hertha BSC                                 Ja 
Union Berlin                                  - 
Werder Bremen                           Ja 
Borussia Dortmund                       - 
Fortuna Düsseldorf                       - 
Eintracht Frankfurt                       Ja 
SC Freiburg                                  - 
1899 Hoffenheim                         Ja 
1. FC Köln                                    Ja 
RB Leipzig                                   Ja 
Bayer Leverkusen                        Ja 
Mainz 05                                      Ja 
Borussia Mönchengladbach        Ja 
Bayern München                         Ja 
SC Paderborn                              - 
Schalke 04                                  Ja 
VfL Wolfsburg                             Ja 

 

Es ist ferner interessant, dass immer mehr Sportprofis auch online dabei sind. Im April 2020 startete die oberste britische Spielklasse die ePremier League, in der das kickende Personal mitmacht und die live im Fernsehen (nicht nur auf YouTube und Twitch) ausgestrahlt wird. Da Sportler normalerweise in einem jungen Alter zwischen 30 und 40 Jahren abtreten, könnte sich im eSport ein zweiter Karriereweg eröffnen (siehe Abbildung oben). 

  • Echter Sport ist leichter zu verstehen. Die Regeln von Cricket oder Rugby mögen schwer verständlich sein, aber sie sind den Menschen vertrauter als komplexe Shooter- oder MOBA-Spiele. Letztere sind nur von Anhängern nachvollziehbar, die tief in ihre Fantasiewelten eintauchen. Im richtigen Sport gelten dagegen einfachere Regeln (z. B. gewinnt bei einem NASCAR-Rennen derjenige, der die Runden in dem Oval zuerst gedreht hat). Auch die Cricket-Regeln, die sich ein paar englische Exzentriker bereits vor Hunderten von Jahren ausgedacht haben, sind einem bedeutenden Teil der Weltbevölkerung bekannt. • eSport erscheint zunehmend wie das wahre Leben. In einigen Bereichen wie dem Motorsport ist der Unterschied zu realen Aufnahmen kaum noch wahrnehmbar.
  • eSport bietet den Clubs eine weitere Einnahmequelle. Sportvereine können von Medien- und Merchandising-Erlösen, millionenschweren Preisgeldern oder gar von vollen Stadien bei Großereignissen wie einem Finale profitieren.

 

Eine Folge der Pandemie könnte also durchaus die Verlagerung von echtem Sport in die digitale Welt sein. Alle Voraussetzungen für einen beschleunigten Trend sind gegeben. Niemand weiß, wie weit die Veränderung gehen wird. Man muss sich aber mal vorstellen, welche Dimension der eSport annehmen könnte, wenn seine Popularität auch nur annähernd an die traditionellen Sportarten heranreichen würde.

Wenn Sie mehr über den ESPO und das hohe Wachstumspotenzial der globalen Videospiel- und eSport-Branche erfahren möchten, besuchen Sie vaneck.com/ucits/esports/.

Der Autor dankt John Patrick Lee für seine Ideen und Einblicke. 

[1] VanEck verfügt derzeit weder über Daten noch über Forschungsergebnisse, die darauf hindeuten, dass dies so eintreten wird.