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Kommen jetzt die Web Apps?

App-Trends 2020: Bedeutet das neue Jahr den Durchbruch für Web Apps auf mobilen Geräten? Oder ist die ganze PWA-Bewegung nur ein vorübergehender Hype?
Josef Gattermayer | 23.03.2020
Kommen jetzt die Web Apps? © Pixabay / janjf93
 

Usern ist das Thema eher egal. Denn von außen sehen alle Apps erstmal recht ähnlich aus. Wer hinter die Fassade einer App schaut, findet dort allerdings eine Vielzahl unterschiedlicher Technologien - und diese kämpfen um Marktanteile. Beide Tech-Giganten - Apple und Google - streben danach, das App-Ökosystem für ihre Geräte bzw. ihr jeweiliges Betriebssystem mittels ihrer App Stores zu kontrollieren. Dann gibt es da noch die Web Apps, die seit kurzem auch für Handys verfügbar sind - und zwar außerhalb der kontrollierten Stores. 

Was ist der Unterschied zwischen nativen, hybriden und Web Apps?

Definieren wir zuerst die einzelnen Fachbegriffe. Native Apps sind mobile Applikationen, die exklusiv für eine bestimmte mobile Plattform - iOS oder Android - programmiert wurden. Dies in ihrer jeweiligen Programmiersprache: Kotlin bzw. Java (älter) für Android und Swift bzw. Objective-C (älter) für iOS. Native Apps können ausschließlich über Google Play (Android) oder App Store (iOS) verbreitet werden. Dem Veröffentlichungsprozess geht eine Prüfung durch die Stores voraus. Das gleiche gilt für hybride Apps. Der einzige Unterschied ist, dass hybride Apps nicht in einer der nativen Plattformsprachen programmiert sind, sondern “übersetzt” oder in einen nativen Container verpackt an die Stores geliefert werden. Der Vorteil ist, dass eine hybride App nur einmal entwickelt werden muss, dafür gibt es Qualitätseinbußen und eine geringere Geschwindigkeit. 

 

Die dritte Variante sind die Web Apps. Sie werden nicht über Google Play oder App Store veröffentlicht, sondern sind über den Web Browser verfügbar - genauso wie jede andere Website auch. Der Unterschied zwischen einer Website und einer Web App ist nicht exakt definiert. Man kann aber sagen, dass eine Web App dem Nutzer eine User Experience bietet, die nativen Apps nahekommt. Relativ neu am Markt sind die progressiven Web Apps (PWA)

Was kann die PWA?

PWA ist weder eine Technologie noch ein Standard. Es ist mehr eine technologische Bewegung mit dem Ziel dem Nutzer einen App-ähnlichen Komfort zu bieten. Grundsätzliche Eigenschaften der PWA sind:

1. Installierbar wie eine App

2. Funktioniert auch offline

3. Sieht aus und arbeitet wie eine App

 

PWA sind also installierbar wie normale Apps, allerdings nicht über Google Play und App Store. User können sich PWA völlig frei aus dem Web auf ihre Handys laden. Da dies aber den Interessen von Google und Apple widerspricht, ist der Installationsprozess etwas komplizierter und im Menü des Web Browsers versteckt unter “Zum Startbildschirm hinzufügen”. Das ist der Hauptgrund, warum PWA sich nicht schneller verbreiten. Die meisten User kommen gar nicht auf die Idee, die Apps zu installieren. 

Welche Lösung ist die beste?

Welche Lösung sich für welches Projekt eignet, hängt wie immer vom Use Case ab. Native Apps werden in Sachen Qualität des User Interfaces und Zugang zur Gerätetechnologie immer die Nase vorn haben. Ein Login per Face ID, HealthKit Medical Data oder die Unterstützung von Offline-Speicherung sind nur ein paar Beispiele für die technologische Überlegenheit von nativen Apps. 

 

Hybride Apps sind eine kostengünstige Lösung für kleinere Projekte. Sobald das Projekt aber wächst und die Apps komplexer werden, verschwindet dieser Vorteil und die technologischen Einschränkungen werden deutlich. Aus diesem Grund hat sich Airbnb von seiner hybriden App basierend auf dem React Native Framework getrennt. 

 

PWA können native Apps ersetzen, wenn es um Use Cases wie interne Dashboards oder Content Management Systeme (CMS) geht. In diesen Fällen ist ein komplizierter Installationsprozess kein Hindernis und schnelle Entwicklungszyklen unabhängig von Store Reviews sind ein Plus. Wesentlich öfters werden sie als Erweiterung von Webseiten eingesetzt - zum Beispiel für User, die sich die jeweilige App nicht herunterladen wollen, weil sie sie nur sehr selten einsetzen. Pinterest, beispielsweise, bietet sowohl eine native App als auch eine PWA an. 

 

Was bei allen App-Varianten gleich ist: Der Use Case bestimmt die geeignete Lösung.