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Blick in die E-Commerce-Glaskugel: Eine Einschätzung für das Jahr 2022

Einzelhändler beginnen bereits, auf 2021 zurückzublicken und zu überlegen, was sie für das kommende Jahr ändern und was beibehalten sollten.
Georg Hesse | 22.12.2021
Blick in die E-Commerce-Glaskugel: Eine Einschätzung für das Jahr 2022 © Fotolia
 

Das Jahr neigt sich dem Ende zu, der Weihnachtstrubel ist beinahe vorüber, und die Einzelhändler beginnen, auf das vergangene Jahr zurückzublicken und zu überlegen, was sie für das kommende Jahr ändern, beziehungsweise beibehalten sollten. All jene, die ihr Geschäft im Jahr 2022 ausbauen oder neu gründen wollen, können damit beginnen, eine Bestandsaufnahme der Chancen und Herausforderungen zu erstellen, die mit dem geänderten Verbraucherverhalten einhergehen.

Die weltweiten Probleme in der Lieferkette waren in den letzten Monaten für viele in der Branche ein dominierendes Thema. Marken aller Größen hatten mit steigenden Kosten sowie mit verzögerten und unvorhersehbaren Versandzeiten zu kämpfen, da jede Station des Transports beeinträchtigt war. Die Kohleknappheit in China hat die Produktionsmöglichkeiten der Fabriken eingeschränkt, Rohstoffe sind teurer geworden, und die Containerkosten sind bis auf das Zehnfache des Preises von 2019 gestiegen, wobei die Einzelhändler sich glücklich schätzen konnten, wenn sie überhaupt ein Container für das vierte Quartal ergatterten. Logistikunternehmen wissen nicht, wie lange es dauern wird, bis die Waren vom Hafen in die Läden gelangen, da die Abfertigung von Containern in den Häfen viel länger dauert und Lkw-Fahrer rar sind.

Onlineshopping ist das New Normal

Diese Auswirkungen haben sich zweifellos auf das Verbraucherverhalten während des Black Friday-Wochenendes und in der Vorweihnachtszeit ausgewirkt. Die Menschen haben in diesem Jahr die Entscheidung getroffen, früh und vor allem online zu kaufen. Thrasio hat kürzlich eine Untersuchung durchgeführt, die ergab, dass 38 Prozent der deutschen Käufer beabsichtigen, ihre Einkäufe bis zum Ende des Black Friday zu erledigen, wobei 45 Prozent angaben, dass sie aufgrund ihrer Befürchtungen über mögliche Engpässe diese viel früher als üblich erledigen. Ein weiterer ungebremster Trend ist der Wechsel zum Online-Shopping. Studien nach dem "Black Friday" zeigten erstmals einen Rückgang der Besucherzahlen in den Einkaufsstraßen und eine Vielzahl von Auswirkungen auf die größten Einzelhändler. Unsere jüngste Umfrage ergab, dass 42 Prozent der Käufer den Großteil ihrer Waren online kaufen werden. Wenn alle Daten ausgewertet werden, könnte dies bedeuten, dass wir anstelle eines so wichtigen Wochenendes wie dem "Black Friday" einen längeren Zeitraum erleben, in dem die Verbraucher ihre Waren bei zahlreichen unterschiedlichen Online-Anbietern beziehen. Für Händler ergeben sich daraus eine Reihe interessanter Herausforderungen und Chancen. Zunächst müssen wir uns fragen, ob dies die "neue Normalität" darstellt. Nach unseren eigenen Untersuchungen scheint dies zumindest in Bezug auf das Online-Verhalten der Fall zu sein. Der größte Zuwachs wurde bei den Online-Einkäufen in der mittleren Altersgruppen verzeichnet: Die 25 bis 34-Jährigen und 35 bis 44-Jährigen werden jeweils 43 bzw. 45 Prozent ihrer Einkäufe online erledigen (36 Prozent bei beiden Altersklassen im Jahr 2019). Verkäufer können infolgedessen einen viel größeren potenziellen Kundenstamm ansprechen und Zeiträume wie Weihnachten möglicherweise als langfristige Kampagnen und nicht als kurzfristigen Verkaufsboom betrachten.

Zu viele Kundendaten gibt es nicht

Der Januar ist für viele Verkäufer der ideale Zeitpunkt, um ihr Angebot und ihre Strategie zu überarbeiten. Die genaue Beobachtung der Verkaufsdaten im Vergleich zu den Vorjahren, insbesondere der Frage, wer was gekauft hat, liefert wertvolle Erkenntnisse. Wenn Ihr Angebot eine neue, breitere Zielgruppe anspricht, kann dies ein Hinweis darauf geben, worauf Sie Ihr Marketing ausrichten sollten, um einen neuen Kundenstamm zu erreichen und die Bekanntheit Ihrer Marke ausbauen können. Wenn hingegen die Verkaufsdaten keine nennenswerten Veränderungen zeigen, sollten Sie sich fragen, warum Sie keine neuen Kunden gewonnen haben. Einer der größten Vorteile, den Online-Verkäufer gegenüber traditionellen Einzelhändlern haben, ist die Möglichkeit, schnell auf Daten zu reagieren. Denken Sie daran: Wenn Sie das Gefühl haben, dass die von Ihnen gesammelten Daten nicht schlüssig sind, zögern Sie nicht, der Sache auf den Grund zu gehen - fragen Sie Ihre Kunden, was sie von Ihrem Angebot halten und was sie gerne anders haben wollen. Man kann nie zu viele Informationen haben! Sie werden überrascht sein, wie viele Informationen Ihre Kunden Ihnen zur Verfügung stellen - insbesondere, wenn Sie in einer Nischenkategorie tätig sind.

Lieferketten analysieren und anpassen

Händler sollten außerdem versuchen, die Leistungsfähigkeit von Technologie und Analytics zu nutzen, um ihre Lieferkette im kommenden Jahr widerstandsfähiger zu machen. Auch wenn einige der im Jahr 2021 aufgetretenen Probleme für Einzelhändler nicht von Dauer sein werden, so haben die vergangenen zwölf Monate gezeigt, wie wichtig es ist, sich auf solche Umstände vorzubereiten und wie elementar Flexibilität und Kreativität sind, wenn es zu Schwierigkeiten in der Lieferkette kommt. Technologie kann hier definitiv von Vorteil sein - sie hilft Ihnen, die Verkaufsgeschwindigkeit zu überwachen, die Preisstrategie zu unterstützen und Ihre Bestände unter Berücksichtigung der Lieferzeiten und der fließenden Herstellungskosten zu planen. Jetzt könnte auch der richtige Zeitpunkt sein, um die Effizienz Ihrer Lieferkette zu überprüfen, indem Sie bestehende Lieferanten unter die Lupe nehmen und nach Möglichkeiten für lokale Alternativen suchen, falls Sie dies noch nicht getan haben.

Während Unternehmen, ob groß oder klein, nun gerne nach vorne auf das neue Jahr blicken wollen, lohnt sich stets ein reflektierter Rückblick. Der Januar bietet die perfekte Gelegenheit, Ihre Strategie mit frischen Augen zu betrachten und Ihre Marke auf ein erfolgreiches Jahr 2022 vorzubereiten.