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Der Körper spricht eine einzigartige Sprache

Wenn die Worte eines Menschen etwas ganz anderes aussagen, als seine Körpersprache...
Monika Matschnig | 10.11.2009
Kennen Sie diese Situation: Sie telefonieren mit einer Person, die Sie noch nie persönlich getroffen und auch noch nicht auf einem Foto gesehen haben und überlegen, wie der andere wohl aussieht. Nach unzähligen Kontakten treffen Sie sich zum ersten Mal und dieser Mensch erscheint Ihnen vollkommen fremd.

Warum? Weil er so gar nicht mit der Vorstellung übereinstimmt, die Sie die ganze Zeit von ihm hatten. Und weil das „emotionale“ Verhältnis, das Sie bisher empfanden, also das Maß an Sympathie, das Sie dem anderen entgegengebracht haben, nicht zu der Person passt, die jetzt vor Ihnen steht. Vielleicht fanden Sie den anderen vorher nicht übermäßig sympathisch, sind jetzt aber positiv von seiner freundlichen und offenen Ausstrahlung überrascht. Oder aber dieser Mensch, der bisher immer einen überzeugenden und kompetenten Eindruck auf Sie gemacht hat, wirkt nun alles andere als souverän und dadurch unter Umständen auch nicht sehr vertrauenswürdig, wenn seine verbalen und nonverbalen Signale nicht übereinstimmen.

Doch woran liegt das? Keine menschliche Sprache ist so elementar wie unsere Körpersprache – und keine ist so ehrlich. Mit Worten können wir vielleicht jemanden täuschen oder belügen, aber wen überzeugt schon ein aufgesetztes Lachen? Ob wir wollen oder nicht – unser Körper verrät unsere wahren Gefühle und Gedanken. Durch das bewusste Einsetzen der Körpersprache erzielen wir eine höhere Wirkung und erwecken Vertrauen in unseren Gesprächspartnern. Denn jede rhetorische Kenntnis ist zwecklos, wenn sie nicht zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt wird. Diesen wiederum kann man durch die Kenntnis der Körpersprache erkennen und somit erheblichen Einfluss auf den Gesprächsverlauf nehmen.

Achten Sie auf Kongruenz!

Wir kommunizieren also nicht nur verbal, sondern zum Großteil nonverbal. Was jedoch nicht heißt, dass wir auf beiden „Kanälen“ immer die gleiche Sprache sprechen. Für das Verhältnis von dem, was wir sagen, zu der Art, wie wir es sagen, gibt es insgesamt drei Möglichkeiten:

• Entweder unser Verhalten bestätigt unsere Worte, indem es die gleiche Botschaft vermittelt. Wir würden zum Beispiel kaum daran zweifeln, dass jemand verärgert ist, der mit der Faust auf den Tisch haut, während er seiner Wut auch verbal Ausdruck verleiht. Ebenso erwarten wir von einem Freund, der sich nach eigener Aussage freut, uns zu sehen, einen fröhlichen Gesichtsausdruck.
• Manchmal kann Körpersprache unsere Worte sogar komplett ersetzen. Denken Sie nur an zwei der wichtigsten Körpersignale – das Nicken und Kopfschütteln, um Zustimmung oder Ablehnung auszudrücken. Ohne ein zusätzliches Wort weiß jeder sofort, was damit gemeint ist.
• In bestimmten Situationen schließlich können die Signale unseres Körpers unseren Worten aber auch widersprechen. Ein solcher Widerspruch entsteht meist dadurch, dass wir etwas sagen, was wir nicht wirklich denken oder fühlen. Denn, wie wir bereits erfahren haben, können wir unsere Körpersprache kaum bewusst steuern.

Sie sollten also nie vergessen, dass Ihr Verhalten vielleicht nicht „wortwörtlich“ das verrät, was Sie durch Worte verbergen möchten. Ihre Körpersprache lässt jedoch immer darauf schließen, dass Sie nicht Ihre wahren Gedanken offenbaren. Wenn Ihnen zum Beispiel jemand seine Hilfe anbietet, setzt das eigentlich voraus, dass dieser Mensch bereit ist zu handeln. Steht diese Person jedoch mit verschränkten Armen vor Ihnen, suggeriert sie genau das Gegenteil – und wirkt nicht sehr glaub- und vertrauenswürdig. Genauso ist es mit Begeisterung. Von jemandem, der von solch intensiven Gefühlen spricht, erwarten wir ein entsprechendes Verhalten. Denn wen etwas emotional bewegt, der ist meist auch körperlich bewegt – es sei denn, es handelt sich um eine extrem schüchterne und introvertierte Person.

Was lernen wir aus diesen Beispielen? Ganz klar: Wenn die Worte eines Menschen etwas ganz anderes aussagen, als seine Körpersprache, macht uns das misstrauisch. Dieser jemand wirkt auf uns – wenn auch unbewusst – unauthentisch, unaufrichtig und dadurch automatisch unsympathisch.

Das bedeutet für Sie: Versuchen Sie weder durch Worte noch durch Körpersprache etwas vorzutäuschen. Ihr Gegenüber bemerkt diese Unstimmigkeit sowieso und behält einen entsprechenden negativen Eindruck von Ihnen zurück.

Körpersprache ist unsere individuelle Sprache

Jeder Mensch ist unterschiedlich – wieso sollten wir also alle die gleiche Körpersprache „sprechen“? Auch wenn wir dieselben Signale, Gestiken und Mimiken benutzen, so gibt es bezüglich der nonverbalen Kommunikation doch erhebliche Unterschiede. Dies liegt vor allem daran, dass jeder von uns seinen Körper mehr oder weniger intensiv als Sprachrohr benutzt.

Betrachten wir zum Beispiel einen sehr extrovertierten Menschen. Seine gesamte Körpersprache wirkt sehr energiegeladen und lebhaft. Das zeigt sich sowohl in sehr ausladenden und überschwänglichen Gesten, die vorwiegend vom Körper wegführen, als auch in einer ziemlich ausdrucksstarken Mimik. Neben einer tendenziell aufrechten Haltung zeichnet diesen Typus außerdem eine schnelle und tänzelnde Gangart aus.

Ganz anders der introvertierte Typ. Bei ihm wirkt alles gedämpft: Wenig Mimik, kleine Gesten, die meist zum Körper hin führen und eine gebückte Haltung. Diese minimale Körpersprache verrät kaum etwas, weshalb Menschen dieses Typus (auf den ersten Blick) schwer durchschaubar sind.

Soviel zur Theorie. Im wirklichen Leben ist natürlich niemand ein hundertprozentig extrovertierter oder introvertierter Mensch, sondern findet sich irgendwo dazwischen wieder. Doch was genau für ein „Typ“ Sie sind, ist auch nicht das ausschlaggebende, wenn es um Wirkung, und vor allem um eine authentische Wirkung geht.

Niemand kann aus seiner Haut und soll sich auch nicht zwanghaft ändern. Wenn Sie eher ein zurückhaltender Mensch sind, dann ist das so - und es ist völlig ok so. Wichtig ist nur eines: Ihre Körpersprache muss zu Ihnen passen. Sie muss Ihre Persönlichkeit und Individualität unterstreichen und nicht verdecken. Selbstverständlich kann ein schüchterner Mensch versuchen, ein wenig selbstbewusster aufzutreten – trotzdem wird er sich nicht in einen souveränen Showmaster verwandeln, indem er einfach extremer gestikuliert. Der Grund: Eine „fremde“ Körpersprache zu adaptieren, ändert nichts an der eigenen Persönlichkeit, sondern bewirkt nur eines. Wenn Sie versuchen, eine „fremde“ Körpersprache zu sprechen wirken Sie verkleidet, unauthentisch und damit wiederum unsympathisch.

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Monika Matschnig
Dipl. Psychologin und Expertin für Körpersprache, Wirkung und Performance

Ein lebendiger und überzeugender Vortragsstil und fundiertes Fachwissen prägen die Vorträge der Expertin für Körpersprache, Wirkung und Performance. Die beliebte Referentin und Buchautorin ist ehemalige Leistungssportlerin und diplomierte Psychologin. Sie doziert an mehreren Universitäten und Akademien. Das Focus Magazin zählt sie zu den Erfolgsmachern, mehrfach wurde sie mit dem begehrten Conga-Award ausgezeichnet und sie wurde in der German Speaker Association als