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IT im Umzugsstress: Unternehmen zögerlich bei Datenmigration

Viele Unternehmen wollen oder müssen von bestehenden IT-Systemen weg.
Gunnar Sohn | 04.08.2011
Alle großen IT-Konzerne arbeiten an Analysewerkzeugen für große Datenmengen, berichtet die Zeitschrift brandeins. Sie fahnden nach Signalwörtern in Callcentern, sozialen Netzwerken, Foren, E-Mails, Intranets und basteln an einem „echten“ 360-Grad-Blick auf alles, was für Unternehmen relevant sein könnte – intern und extern. Aber was passiert, wenn veraltete IT-Systeme den CIO in den Wahnsinn treiben, Vertragspartner für Datensysteme kurz vor der Pleite stehen oder von Konkurrenten geschluckt werden? Dann wird die Datenmigration ein heißes Eisen und es steigt die Furcht vor dem so ungeliebten Umzug auf neue Plattformen – wie im richtigen Leben, wenn man mit seinen Siebensachen von A nach B ziehen muss. „Es ist klar erkennbar, dass sehr viele Unternehmen von bestehenden IT-Systemen weg wollen oder müssen. Entweder ist der Umzug zu einem neuen System vonnöten oder es muss ein Versionssprung bewältigt werden. Die schnellen Änderungen, die auch in der IT stattfinden, führen zu einem ständigen Hin- und Herschieben von Daten. Deshalb ist die Daten-Migration derzeitig ein ganz großes Thema. Das wird im Umfeld von Cloud Computing sogar noch zunehmen“, prognostiziert Wolfgang Schlegel, IT-Experte von MODCOMP http://modcomp.de in Köln im Gespräch mit NeueNachricht.




Daten in neue Umgebungen zu transferieren, sei kein leichtes Unterfangen. Es gebe semantische und strukturelle Unterschiede. Zudem dürfe der Anwender von diesem Transfer nichts merken. „Die Informationen müssen so abrufbar sein, wie es der Endanwender vorher gewöhnt war. Hier entsteht in den nächsten Jahren ein bedeutsames Geschäftsfeld“, ist sich Schlegel sicher. Ein Ausschnitt dieser Aufgaben sei die Archivmigration. Vor einigen Jahren ging es darum, die hierarchischen Speichersysteme so zu nutzen, dass man wenig relevante Informationen auf das billige Ende verschiebt. Das Spektrum reichte also von teuer und schnell bis günstig und langsam. Die Archivierung hat dieses Szenario abgelöst, weil die Systeme mittlerweile den Blick des Anwenders in den Datenraum vereinfachen. Die Verwaltung der Daten wurde dadurch erheblich verbessert und beschleunigt. Diese Geschichte baue ich im Unternehmen für die Ewigkeit. Aber jetzt nach sieben bis acht Jahren seit der Entstehung des Archivierungsmarktes sehen wir auf der Anbieterseite die ersten Verwerfungen. Einige sind völlig vom Markt verschwunden oder wurden aufgekauft“, erläutert der Vorstand der MODCOMP AG.



Nun stehe man vor der Frage, wie migriere ich diese Informationen. „Wenn man diese Archive anfasst, dann ist das ja nicht nur eine File-Migration. Ich muss in einem hohen Maße nachvollziehbar agieren. Stichwort ‚Compliance‘. Es sind also genaue Regeln zu befolgen, etwa Dokumentationspflichten und gesetzliche Anforderungen. Es gibt Daten, die man als nicht mehr lesbar vorfindet. Auch das muss genau dokumentiert werden. Alleine die Archivierungsproblematik erschwert den Migrationsprozess im Ganzen“, weiß Schlegel.

Viele Unternehmen seien zögerlich bei der Datenmigration, weil Hersteller keine Festpreise bieten, verlässliche Erfahrungswerte von anderen nicht vorliegen oder die Tools zu kümmerlich sind, um die Metainformationen auch wirklich zu erhalten. Entsprechend wichtig sind für unsere Dienstleistungen Partner wie die Firma Transvault http://bit.ly/rsb8VT, die einen Migrations-Hub entwickelt hat, der sämtliche Email-Systeme quell- als auch zielseitig anflanschen kann und der in der Mitte eine Meta-Datenbank aufbaut, mit der man die Daten in einem Zug in die neue Umgebung schieben kann. Mit diesem Tool lässt sich Planungssicherheit aufbauen. Es arbeitet autark im Parallelbetrieb und kann zu jeder Zeit überprüft werden. Erst dadurch ist eine Datenmigration möglich und es entsteht kein unkalkulierbarer Moloch“, sagt Schlegel.


Mit diesem Vorgehen sei der Anwender auf der sicheren Seite. Das gehe bis zum Einsammeln von defekten Dateien, beispielsweise beim Personal Store (PST) des E-Mail-Programms Outlook. Bedarf sieht Schlegel vor allem bei Banken, Versicherungen, beim Gesundheitswesen und der Pharmaindustrie. Notwendigkeiten bestünden bei vielen Firmen, die Datenmigration anzupacken: Bei abgekündigten Umgebungen, der Wahl einer neuen Plattform oder der Auslagerung in die Computerwolke. „Wie beim Umzugsunternehmen sehe ich unsere Aufgabe, den Transfer von A nach B sicher über die Bühne zu bringen. Die Dokumentation, die wir dafür abliefern, ist lückenlos. So kann auch in der Zukunft nachgewiesen werden, wie das System an seine Daten gekommen ist. Für Audits und Compliance-Überprüfungen ein wichtiges Kriterium“, resümiert Schlegel.




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Über Gunnar Sohn

Gunnar Sohn ist Freiberufler und u.a. Wirtschaftspublizist, Buchautor, Blogger, Medienberater, Moderator und Kolumnist.