Marketing-Börse PLUS - Fachbeiträge zu Marketing und Digitalisierung
print logo

Junge Generationen gewinnen und halten

10 Tipps, wie Sie in Zeiten des Fachkräftemangels junge Generationen mit agilen Arbeitsmethoden und Strukturen erfolgreich ansprechen und halten.
Martina Peuser | 09.05.2022
Junge Generationen gewinnen und halten © Freepik
 

Unternehmen konkurrieren um junge qualifizierte Fachkräfte. Der demografische Wandel und der damit einhergehende Fachkräftemangel führen zu einer Umkehrung auf dem internationalen Arbeitsmarkt: der ehemalige Arbeitgebermarkt wandelt sich insbesondere mit Blick auf junge qualifizierte Arbeitskräfte zu einem Arbeitnehmermarkt. Die Generation Babyboomer (1950er bis ca. 1965) geht in Rente. Die jüngeren Nachwuchskräfte gehören der Generation Y (1980 bis ca. 1994) und Generation Z (1995 bis ca. 2010) an, deren Anzahl durch den Geburtenrückgang geringer als die angebotenen Stellen sind.

Die Ansprüche an „gute“ Arbeitgeber haben sich geändert

Angesichts des beschriebenen Arbeitnehmermarktes ist es für Unternehmen bedeutend, sich bei jungen Generationen als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Gezieltes Arbeitgebermarketing, ausgerichtet auf die Anforderungen der Generationen Y und Z an ihren „Wunscharbeitgeber“ ist eine Chance für Unternehmen sie zu begeistern und an sich zu binden.  

 

Generation Y: Work-Life-Blending, Sinn und Selbstverwirklichung, flache Hierarchien

  • „Work-Life-Blending“: Vermischung von Freizeit und Arbeitszeit
  • „Work-Life-Balance“: Freizeit und Flexibilität wichtiger als Karriereaufstieg
  • Sinn in der Arbeit und Selbstverwirklichung
  • Empowerment: Mitbestimmung im Job, Lösungen selbst finden
  • Lehnt feste Strukturen ab

 

Generation Z: Work-Life-Separation, begrenzt Sinn in der Arbeit, Hierarchien mit Wertschätzung und Mentoren

  • Weiterbildung im Job wichtiger als Karriereaufstieg
  • „Work-Life-Separation“ (Trennung von Freizeit und Arbeitszeit)
  • Arbeit sollte zu Werten und Fähigkeiten passen, nicht zwingend Selbstverwirklichung
  • Statt Teilhabe: effiziente Zuteilung von Aufgaben, aufzeigen von Lösungswegen
  • Hierarchien werden akzeptiert, wenn sie sinnvoll und nachvollziehbar sind

 

Wie lassen sich diese Erkenntnisse nun gezielt im Marketing einsetzen, um die Attraktivität eines Arbeitgebers zu steigern?

Mit agilen Methoden und Arbeitsweisen attraktiver positionieren

Agilität als Begriff hat seinen Ursprung in der Softwareentwicklung. Zwei Jahrzehnte später sind agile Methoden und Arbeitsweisen auch in diversen anderen Arbeitsbereichen zu finden. Beispiele sind: Lean Startup, Kanban und SCRUM als Methoden im Projektmanagement sowie Design Thinking zur kundenzentrierten Ideenfindung und -erprobung. Die Besonderheit von agilen Methoden und Arbeitsweisen liegt zum einen im Fokus auf die Kompetenzen der Mitarbeiten und Kommunikation, die durch schnelle Feedbacks und Vertrauen gekennzeichnet ist. Zudem sind sie umsetzungs- und nicht planungsstark, so dass schnelle Entscheidungen sowie eine Fehlerkultur gefördert werden. Teamwork und enge Zusammenarbeit mit dem Kunden forcieren schnelle Abstimmungen und maximale Ausrichtung an den Kundenwünschen. Veränderungsbereitschaft und Anpassungsfähigkeit verhindern, dass neue Chancen auf dem Markt verpasst werden.

5 Tipps zur Kommunikation von Vorteilen des agilen Arbeitens für Generation Y

Für Generation Y bieten agile Methoden und Arbeitsweisen somit Vorteile, die zur Stärkung der Arbeitgeberattraktivität in den Vordergrund der Kommunikation gestellt werden können:

1. Entscheidungskompetenz und Selbstverwirklichung: die positive Fehlerkultur und schlanke Strukturen fördern die Beteiligung an Entscheidungen. Die iterative Vorgehensweise bietet die Möglichkeit, eigenständig Lösungen zu entwickeln, Neues auszuprobieren und aus Fehlern zu lernen.

2. Kollegialität: Schnelle und offene Feedbacks (bestenfalls 360 Grad), kurze Briefings, enge Zusammenarbeit für die beste Lösung schaffen Teams, die „zusammenhalten“.

3. Sinn und Flexibilität: Zeigen Sie Vision und Sinn der Aufgabe auf. Dann können die Mitarbeitenden durch den „Methodenkasten“ agiler Arbeitsweisen die optimale Umsetzung selbst finden.

4. Work-Life-Blending: digitale Plattformen bieten die Möglichkeit, von verschiedenen Orten im Team zusammen zu arbeiten. Allerdings sollten Kernarbeitszeiten, Absprachen zu persönlichen Meetings und klare Kommunikationswege für die generationsübergreifende Zusammenarbeit festgelegt werden.

5. Hierarchieabbau: Kompetenzen sind in der agilen Zusammenarbeit wichtig, um einen wirklichen Mehrwert für den Kunden zu erreichen.

5 Tipps zur Kommunikation von Vorteilen agilen Arbeitens für Generation Z

Auch für Generation Z können Merkmale von agilen Methoden und Arbeitsweisen attraktiv wirken:

1. Weiterbildung: die interdisziplinäre Zusammenarbeit und Kommunikation in agilen Arbeitsformen fördern einen kontinuierlichen Lernprozess.

2. Job passend zu individuellen Fähigkeiten: die Rollen in agilen Arbeitsformen sind durch die Kompetenzen einer Person definiert, nicht nur die hierarchische Stellung im Organigramm eines Unternehmens.

3. Work-Life-Separation: für agile Methoden eingerichtete Arbeitsräume, feste Kernarbeitszeiten und klare Kommunikationswege schaffen eine definierte Arbeitswelt.

4. Toleranz und Wertschätzung: Vertrauens- und Fehlerkultur bilden wichtige Grundpfeile agilen Arbeitens.

5. Effiziente Zuteilung von Aufgaben: Mentoring-Programme für die Einweisung in agile Arbeitsweisen sind von Vorteil, um die Eigenständigkeit zu fördern. Klare Abläufe der agilen Methoden und eine verlässliche Teamkultur bieten Sicherheit.

Potential für Akquise und Bindung

Agile Arbeitsweisen bieten Entscheidungskompetenz, Selbstverwirklichung, Kollegialität sowie Sinn, Flexibilität und Work-Life-Blending für Generation Y. Generation Z sollten die Vorzüge von agilen Methoden und Arbeitsweisen hinsichtlich Weiterbildung, Individualität und Effizienz der Aufgabenzuteilung, Work-Life-Separation sowie Toleranz und Wertschätzung kommuniziert werden. Die Wirkung zwischen agilen Arbeitswelten und Arbeitgeberattraktivität ist noch nicht detailliert erforscht. In der Praxis werden beide Themen eher getrennt voneinander diskutiert. In Zukunft bieten die Verbindung beider Bereiche jedoch viel Potential, um die Bedürfnisse im Arbeitsalltag der Zielgruppe – mit Kompromissen – zu treffen und somit die Arbeitgeberattraktivität über den bereits überholten Obstkorb hinaus zu steigern.