Emotional schreiben
"Der Weihnachtsabend. Geschenke. Stress. Ich schnallte mich dieses eine Mal nicht an. Der Schneefall begann unerwartet. Das Auto kam langsam auf meines zu. Ich ging beim Aufprall durch die Windschutzscheibe. Verlor alle Zähne. Brach mir beide Beine. Erlebte einen Nahtod. Wurde reanimiert. Meine Eltern entschieden, erst nach dem Wagen zu sehen. Allein wartete ich auf die Not-OP. Da ich auf dem Weg zum Job war, bat ich, meinen Arbeitgeber anzurufen. Was geschah? Alle vom Job kamen. Sie versammelten sich vor dem Operationssaal. Sie winkten und wünschten mir alles Gute, als die OP-Schwester mich vorüberschob. Meine Eltern kamen nicht. Ich würde beides nie mehr vergessen."
Wann kommen die Tränen?
Berührt dich die Geschichte? Fühlst du Mitleid? Hörst du die Glückwünsche der Freunde? Steckt dir ein Kloß im Hals, während du die Geschichte liest? Und wenn ja, wann? Bei der Windschutzscheibe? Beim Nahtod?
Matthew Dicks, der Urheber der verkürzten Story, berichtet: Wenn die Freunde eintreffen. Dieser Moment ist im Publikum stets der emotionale Höhepunkt der Story. Warum? Weil sie nachvollziehbar ist. Nur wenige von uns knallen durch Windschutzscheiben oder erfahren einen Nahtod. Doch in größter Verlassenheit Solidarität, ja Liebe zu erfahren, wünschen wir uns alle. Betroffenheit durch Nachvollziehbarkeit lautet also das Stichwort.
So entstehen emotionale Geschichten
Natürlich erzählen wir auf LinkedIn, also im Kontext von Vertrieb, Marketing, Sales und Fach-PR weniger dramatisch. Die Essenz von Dicks Story gilt aber für jede emotionale Geschichte. Sie muss:
- persönlich sein - also von mir erzählen
- nachvollziehbar sein - also die Lebens- und Gefühlswelt meines Publikums treffen
- eine Erkenntnis bieten - also von einer, wenn auch noch so kleinen - Änderung in mir berichten
Emotional schreiben
Emotional schreiben benötigt den Standpunkt des Erzählers (m/w/d), ein Ereignis, einen Wendpunkt und ein Bekenntnis. Oder, wie Matthew Dicks das ausdrückt: die 5 Sekunden, die alles verändern.
Dieser Dreiklang gilt immer. Gleich, ob es sich um ein Pressemailing, einen Fachbeitrag, einen Roman oder einen LinkedIn-Post handelt. Er gilt nur unterschiedlich stark, tritt unterschiedlich deutlich zu Tage.
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